Schulstress und Alkoholkonsum

15.10.2010

Viele Jugendliche trinken zu früh zu regelmäßig und vor allem zu viel Alkohol. Das belegen zahlreiche Studien. Eine neue Schüler-Studie, die im Auftrag der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) von der Leuphana-Universität in Lüneburg durchgeführt wurde, bestätigt dies. In der bundesweiten Studie wurde darüber hinaus nach möglichen Zusammenhängen mit dem erhöhten Alkoholkonsum gefahndet. Demnach scheint vor allem hoher Leistungsdruck ein bedeutsamer Faktor zu sein.

Alkoholkonsum gehört zu unserer Kultur wie das Christentum oder die Sportschau am Samstag. Seien es feierliche Anlässe oder ein Abend im Freundeskreis, Alkohol ist meistens mit dabei. Das lernen oft schon Kinder von ihren Eltern. Da Alkohol für junge Menschen aber schädlicher ist als für Erwachsene sieht der Gesetzgeber ein Mindestalter für Alkoholkonsum vor: 16 Jahre für Bier und Wein, 18 Jahre für spirituosenhaltige Alkoholika. Doch viele Studien zeigen auf, dass nicht alle Jugendliche sich daran halten. So auch die aktuelle Studie der Leuphana-Universität, an der über 4.000 Schülerinnen und Schülern zwischen zehn und 18 Jahren teilgenommen haben.

Die Ergebnisse der Befragung, die an 17 Schulen in sieben Bundesländern durchgeführt wurde, bestätigen, dass ein Großteil der Jugendlichen schon weit vor dem 16. Geburtstag Erfahrungen mit Alkohol sammelt. Während immerhin schon 34 Prozent der 12-Jährigen Konsumerfahrung mit Alkohol haben, steigt der Anteil bei den 13-Jährigen rapide auf 60 Prozent. Im Alter von 15 Jahren trinken bereits 35 Prozent der Mädchen und 44 Prozent der Jungen regelmäßig im Sinne von wöchentlich - ein Alter also, in dem sie noch gar kein Alkohol trinken dürften.

Rauschtrinken - definiert als der Konsum von mindestens fünf alkoholischen Getränken bei einer Gelegenheit - war unter den Schülerinnen und Schülern ebenfalls weit verbreitet. So gab jeder zweite Befragte im Alter von 15 Jahren zu Protokoll, sich innerhalb des letzten Monats mindestens einmal betrunken zu haben. Bei älteren Jugendlichen stieg dieser Anteil auf über 60 Prozent.

In der Studie wurde darüber hinaus nach Zusammenhängen zwischen dem Alkoholkonsum und möglichen Einflussfaktoren gefahndet. So zeigte sich, dass der Alkoholkonsum sich je nach Schulform unterscheidet. An Haupt-, Real- und Regionalen Schulen gibt jeder vierte Schüler an, regelmäßig zu trinken. Bei den Gymnasiasten ist es jeder Dritte. „Ein Risikofaktor dafür ist offenbar der erlebte Schulstress“, erklärt Studienleitern Silke Rupprecht. An Gymnasien geben 46 Prozent der regelmäßigen Alkoholkonsumentinnen und -konsumenten an, dass sie unter einem „hohen Leistungsdruck“ stehen. Bei den anderen Schulformen bestehe dieser Zusammenhang nicht. Auch andere Schulvariablen beeinflussen das Konsumverhalten: Jungen und Mädchen, die mit ihren eigenen Schulleistungen unzufrieden sind oder keine Lust auf Schule haben, trinken deutlich öfter Alkohol.

Aufgrund der weiten Verbreitung des Alkoholkonsums unter Schülerinnen und Schülern, regen die Autorinnen und Autoren der Studie an, verstärkt Präventionsmaßnahmen an Schulen durchzuführen. Ziel der Prävention solle jedoch nicht die Abstinenz, sondern das Erlernen eines selbstbestimmten Umgangs mit Alkohol sein. Denn wie sich in der Studie zeigt, ist der Alkoholkonsum meist fest im Freundeskreis eingebettet ist, weshalb vor allem die Resistenz gegenüber sozialer Einflüsse gelernt werden müsse.

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