Trend zur E-Zigarette in den USA verbunden mit Konsum weiterer Drogen

21.12.2022

Erst E-Zigaretten, dann Drogen? Ergebnisse einer Studie aus den USA zeigen, dass viele junge Menschen mit einer Vorliebe für E-Zigaretten auch zu anderen Suchtmitteln greifen.

Bild: PavelKant / istockphoto.com

Ein süßlicher Duft liegt in der Luft. Fruchtige Aromen scheinen besonders beliebt zu sein bei jungen Menschen, die zusätzlich Cannabis konsumieren. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie zum Konsum von E-Zigaretten unter jungen Erwachsenen in den USA. Die Studie ist der Frage nachgegangen, wie sich der Konsum von E-Zigaretten entwickelt. Nimmt er zu oder ab? Und wie sieht‘s mit dem Konsum weiterer Drogen aus?

Sprunghafter Trend beim Konsum von E-Zigaretten

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, haben Studienleiter Dong-Chul Seo und sein Team Daten einer repräsentativen Längsschnittstudie ausgewertet. Zwischen 2013 und 2019 wurden über 5.000 junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren mehrfach befragt. Im Abstand von etwa einem Jahr haben sie fünf Mal Auskunft gegeben zu ihrem Konsum von E-Zigaretten und anderen Drogen. Dadurch konnte das Forschungsteam untersuchen, wie sich das Konsumverhalten bei einzelnen Personen verändert und welche Trends sich ableiten lassen.

Was deutlich wurde: Immer mehr junge Menschen konsumierten regelmäßig E-Zigaretten. Während zu Beginn der Studie 4 Prozent der Teilnehmenden angaben, regelmäßig E-Zigaretten zu rauchen, waren es sechs Jahre später mehr als 9 Prozent.

Interessant war der Verlauf. Zwischen den ersten vier Befragungen war nur eine leichte Zunahme beim Anteil E-Zigaretten-Konsumierender unter jungen Menschen zu verzeichnen. Den stärksten Anstieg gab es zwischen den letzten beiden Befragungszeitpunkten, also etwa zwischen 2018 und 2019. Im selben Zeitraum haben die Personen, die E-Zigaretten gebrauchen, ihren Konsum im Vergleich zu vorherigen Befragungen deutlich gesteigert. Im Gegenzug haben weniger junge Menschen herkömmliche Zigaretten geraucht.

Über die Hintergründe kann das Forschungsteam nur spekulieren. Es vermutet, dass neue Einwegprodukte zur Beliebtheit von E-Zigaretten beigetragen haben. Auch könne das Suchtpotential von E-Zigaretten zugenommen haben, weil neue Produkte mit einer höheren Dosierung des Wirkstoffs Nikotin auf dem Markt gekommen seien.

E-Zigarette und andere Drogen

Ein anderer Trend betraf den Konsum weiterer Drogen. Teilnehmende, die im Laufe der Studie ihren E-Zigaretten-Konsum gesteigert haben, haben im Vergleich zu ihren Altersgenossen eher Cannabis  konsumiert und öfter Rauschtrinken betrieben. Auch nahmen sie häufiger als andere junge Menschen illegale Drogen wie Kokain oder Speed.

Ein weiteres interessantes Ergebnis steht mit der Aromatisierung in Zusammenhang. Junge Menschen mit einer Vorliebe für süß-fruchtige Geschmacksrichtungen rauchten häufiger zusätzlich Zigaretten und Cannabis als Personen, die Menthol- oder Minze-Aromen in ihrer E-Zigarette bevorzugten.

Gemeinsame Risikofaktoren verleiten zum Drogenkonsum

Lässt sich daraus ableiten, dass E-Zigaretten zum Konsum weiterer Drogen verleiten? Eher nicht, denn die Studie liefert keine Daten, die Aussagen zu den Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zulassen. Das Forschungsteam vermutet, dass hinter diesem Zusammenhang das Prinzip der gemeinsamen Risikofaktoren steckt.

Nach diesem Modell gibt es Risikofaktoren, die Personen allgemein dazu verleiten, Rauschmittel zu konsumieren. Solche Risikofaktoren könnten zum Beispiel eine genetische Veranlagung oder Unterschiede in der Persönlichkeit sein. Demnach ist nicht die E-Zigarette verantwortlich dafür, dass Personen weitere Drogen konsumieren. Vielmehr sind diese Personen durch bestimmte Risikofaktoren belastet. Daraus folgt eine generelle Neigung zum Konsum von psychoaktiven Substanzen. Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Studie, der zufolge Personen mit ansteigendem Konsum von E-Zigaretten auch häufiger psychische Probleme haben.

Unabhängig von der Frage nach Ursache und Wirkung macht die Studie aber eines deutlich: Für Menschen, die E-Zigaretten gebrauchen und die ihren Konsum mit der Zeit steigern, könnte dies ein Warnsignal dafür sein, dass sie generell anfälliger sind für den Konsum von Suchtmitteln.

 

Quelle:

Han, D. H., Elam, K. K., Quinn, P. D., Huang, C., & Seo, D. C. (2022). Within‐person associations of escalated electronic nicotine delivery systems use with cigarette, alcohol, marijuana and drug use behaviors among US young adults. Addiction, https://doi.org/10.1111/add.16082.


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