Solo-Kiffende haben ein höheres Risiko für eine Cannabisabhängigkeit und depressive Symptome

14.12.2022

Wer häufig Cannabis konsumiert, riskiert nicht nur eine Abhängigkeit. Auch das Risiko für Depressionen steigt. Dies gilt einer Studie zufolge besonders für Personen, die überwiegend alleine kiffen.

Bild: Serghei Turcanu / istockphoto.com

In geselliger Runde geht ein Joint reihum. Viele junge Menschen machen ihre ersten Erfahrungen mit Cannabis im Freundeskreis. Die meisten belassen es beim Konsum unter Freundinnen und Freunden. Bei Manchen verlagert sich der Konsum aber nach und nach in die eigenen vier Wände. Sie kiffen immer häufiger alleine.

Das Solokiffen könnte allerdings den Grundstein legen für eine Cannabisabhängigkeit, wie eine Studie aus Frankreich nahelegt. Zwar gibt es eine Reihe von Faktoren, die zu einer Cannabisabhängigkeit beitragen. Die Tendenz zum Alleinekiffen spiele den Ergebnissen zufolge aber nicht nur eine herausragende Rolle bei der Entwicklung einer Sucht, auch nehme das Risiko für depressive Symptome zu.

Studienleiter Jean Chassagne und sein Team haben 854 Studierende zu ihren Konsumgewohnheiten und zu depressiven Symptomen befragt. Alle haben mindestens einmal in den letzten sechs Monaten gekifft. Sechs von zehn Befragten gaben an, überwiegend im Freundeskreis zu kiffen. Vier von zehn Personen zogen es jedoch vor, alleine Cannabis zu konsumieren.

60 Prozent der allein Kiffenden cannabisabhängig

Die Befragung macht deutlich, dass allein kiffende Personen nicht nur häufiger konsumieren. Ein größerer Anteil von ihnen erfüllte auch die Kriterien für eine Cannabisabhängigkeit. Während 60 Prozent der allein Kiffenden cannabisabhängig war, traf dies nur auf 24 Prozent der Befragten zu, die vorwiegend in Gemeinschaft konsumierten.

Darüber hinaus stand das Alleinekiffen auch mit depressiven Symptomen in Zusammenhang. Die Analysen legen jedoch nahe, dass dieser Zusammenhang nicht unabhängig von einer Cannabisabhängigkeit gesehen werden kann. Wer depressive Symptome hatte, war mit hoher Wahrscheinlichkeit gleichzeitig cannabisabhängig.

Alleine kiffen könnte Depressionen fördern und umgekehrt

Wie alles zusammenhängt, dazu liefert die Studie allerdings keine Belege. Nach Einschätzung des Forschungsteams sei es denkbar, dass Personen mit einer Tendenz zum Alleinekiffen sich dadurch zunehmend von anderen Menschen isolieren, was Gefühle von Einsamkeit und depressive Symptome fördert. Ebenso könne es auch sein, dass Menschen sich von anderen Menschen zurückziehen, weil sie depressiv sind und Zuflucht suchen im Cannabisrausch, um sich besser zu fühlen.

Unabhängig von der Frage nach Ursache und Wirkung heben die Forschenden hervor, dass das Alleinekiffen ein bedeutsamer Risikofaktor für die Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit ist. Für Cannabiskonsumierende kann häufiges Kiffen, während sie alleine sind, somit ein Warnsignal für eine ungünstige Entwicklung sein.

Damit bestätigt die aktuelle Studie auch eine frühere Untersuchung, in der herausgearbeitet wurde, dass Alleine-Kiffende den Konsum häufiger dazu benutzen, um mit unangenehmen Gefühlen klarzukommen.

 

Quelle:

Chassange, J., Raynal, P., Bronchain, J. & Chabrol, H. (2022). Smoking Mostly Alone as a Risk Factor for Cannabis Use Disorders and Depressive Symptoms. International Journal of Mental Health and Addiction, https://doi.org/10.1007/s11469-022-00956-1.


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