„Bong-Lunge“ nach langjährigem starkem Cannabisrauchen

09.11.2022

Ein Fallbericht unterstreicht das Risiko für Lungenschäden bei langjährigem Cannabiskonsum.

Bild: William Casey / Fotolia.de

Schon nach zehn Schritten war er völlig aus der Puste. Ein 59-jähriger Mann litt unter einer schweren Lungenerkrankung, die als COPD bezeichnet wird. Bei einer COPD sind die Atemwege durch eine dauerhafte Entzündung verengt. Das Atmen fällt schwer. Dabei können Geräusche wie Pfeifen oder Brummen entstehen.

Häufigste Ursache für COPD ist das Rauchen. Zwar habe der Mann mit nur einer Packung pro Monat vergleichsweise wenige Zigaretten geraucht. Allerdings konsumierte er Cannabis. Und das nicht zu knapp. Über mindestens zehn Jahre habe er täglich etwa drei bis vier Gramm Marihuana verbraucht. Den Cannabisrauch inhalierte er über eine Bong.

Eine Bong ist eine Wasserpfeife, die das Rauscherlebnis beim Kiffen intensiviert. Der Rauch wird durch einen teilweise mit Wasser gefüllten Behälter gezogen. Der so gekühlte Qualm sammelt sich darin und wird dann mit Wucht eingeatmet.

Die Ärztin May-Lin Wilgus hat den Fall des 59-Jährigen in einem Fachmagazin veröffentlicht. Der Mann war bereits fünf Jahre zuvor wegen Atembeschwerden in medizinischer Behandlung. Nachdem eine COPD bei ihm diagnostiziert wurde, habe er sowohl das Tabakrauchen als auch den Cannabiskonsum aufgegeben. Mit homöopathischen Mitteln habe der Mann versucht, seine Beschwerden zu lindern. Die COPD sei dennoch mit der Zeit schlimmer geworden. Eine COPD gilt als nicht heilbar.

Bullöses Lungenemphysem nach langjährigem Kiffen

Röntgenaufnahmen seines Brustkorbs zeigten eine große Blase in der Lunge. Der medizinische Fachbegriff lautet bullöses Lungenemphysem. Ein Lungenemphysem ist charakterisiert durch zerstörtes Lungengewebe. Neben chronischer Bronchitis liegt der COPD meist ein Lungenemphysem zugrunde. Zur Entfernung der Blase wurde ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen. Allerdings liegen keine Informationen zum weiteren Werdegang des Mannes vor.

Wilgus vermutet, dass das Kiffen mittels Bong maßgeblich zur COPD bei dem Mann beigetragen hat. Beim Bongrauchen wird vergleichsweise tief inhaliert. Konsumierende neigen dazu, den Rauch länger in der Lunge zu halten als beim Zigarettenrauchen. Dadurch erhöhe sich das Risiko für Lungenschäden. Aufgrund ähnlich gelagerter Fälle ist in einer früheren Publikation der Begriff „Bong-Lunge“ geprägt worden.

Bereits 2007 wurde in einer Studie aus der Schweiz ein Zusammenhang hergestellt zwischen langjährigem Cannabisrauchen und dem Auftreten eines bullösen Lungenemphysems. In einem Spiegel-Artikel sagt Ralf Schmid, Leiter der Schweizer Studie: „Die Dosis macht das Gift: Wer jahrelang regelmäßig, insbesondere täglich, Cannabis konsumiert, muss mit schweren Lungenschädigungen und Atembehinderungen rechnen.“

 

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