"Zu viele berufstätige, gebildete Europäer konsumieren Kokain und verleugnen ihre Abhängigkeit"

27.07.2006

Der Leiter der UN-Behörde für Drogen und Kriminalität (UNODC), Antonio Maria Costa, zieht eine verhalten positive Bilanz anlässlich der Vorstellung des Weltdrogenberichts 2006. So sei zwar die Produktion von Opium weltweit eingedämmt worden, besorgt äußert er sich jedoch über den ansteigenden Kokainkonsum in Europa und die weltweite Verbreitung von Cannabis.

Nach einem Vierteljahrhundert sei der Konsum illegaler Rauschmittel erstmals wieder auf dem Rückzug, sagte Costa. Dazu beigetragen hätten vor allem die Fortschritte in der Bekämpfung des Drogenanbaus im Goldenen Dreieck von Laos, Birma und Thailand. Allein Laos, bis Mitte der 1990er-Jahre drittgrößter Opiumproduzent der Welt, habe 2005 seine Schlafmohnproduktion um 72 Prozent reduziert, Birma immerhin um 26 Prozent. „Die Kontrolle funktioniert, das Weltdrogenproblem ist eingedämmt“, resümiert Costa.

Besorgt zeigte sich Costa allerdings wegen des ansteigenden Kokainkonsums in Europa. „Zu viele berufstätige, gebildete Europäer konsumieren Kokain und verleugnen ihre Abhängigkeit“, sagt Costa. Dabei nimmt er auch die Presse in die Pflicht, da diese den Drogenkonsum von Prominenten oftmals zu unkritisch darstelle, so Costa.

Im Weltdrogenbericht wird der Droge Cannabis besondere Aufmerksamkeit gewidmet. „Es gibt keine Region in der Welt, in der Cannabis nicht die dominante Droge ist und wenige Regionen, in denen Cannabis nicht wächst. Es ist überall und verbreitet sich weiter“, heißt es in der Zusammenfassung (S. 26) des Berichts. Der UNDOC-Chef kritisiert, dass es sei falsch gewesen sei, Cannabis als eine „weiche“ Droge darzustellen, da es heute wesentlich stärker (höherer THC-Gehalt) als noch vor einigen Jahren sei. Seiner Einschätzung nach, seien die Risiken des Cannabis von heute nicht anders als die anderer Drogen auf pflanzlicher Basis wie Kokain oder Heroin.

Quelle:
Pressemitteilung zum Weltdrogenbericht
Weltdrogenbericht 2006 der UNODC 


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