Konsumierende reagieren unterschiedlich auf synthetisches Cannabinoid

09.10.2019

Das künstlich hergestellte Cannabinoid JWH-018 scheint nicht bei allen Konsumierenden gleich zu wirken. Das zeigt eine experimentelle Studie aus den Niederlanden.

Bild: wavemovies / istockphoto.com

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Ursprünglich dienten sie der Grundlagenforschung. Der US-amerikanische Chemiker John W. Huffman entwickelte synthetische Cannabinoide, um mehr über das Endocannabinoid-System zu verstehen. Seine Ergebnisse publizierten er und sein Team in öffentlich zugänglichen Artikeln. Diese wurden offenkundig auch von Personen mit anderen Interessen gelesen. 2009 wurde bekannt, dass eine Kräutermischung namens Spice unter anderem mit dem synthetischen Cannabinoid JWH-018 besprüht wurde, um eine Cannabis-ähnliche Wirkung zu erzeugen.

Die künstliche Substanz bindet ebenso wie der pflanzliche Wirkstoff THC an den Cannabinoidrezeptoren im Körper. Allerdings ist die Wirkung von JWH-018 etwa vier bis fünf Mal stärker als THC. Meistens zumindest. Ein Forschungsteam um Studienleiterin Eef Theunissen hat in einem Experiment nachweisen können, dass JWH-018 unterschiedlich stark bei Konsumierenden wirkt.

Das Team hat 10 Frauen und 7 Männer mit Cannabiserfahrung unter kontrollierten Bedingungen konsumieren lassen. Die Versuchspersonen wussten jedoch nicht, ob sie JWH-018 oder ein wirkstofffreies Placebo inhalieren. Anschließend absolvierten die Personen eine Reihe von Tests und sollten einschätzen, wie berauscht sie sich fühlen.

Keine bis sehr starke Wirkung von JWH-018

Die subjektive Wirkung war sehr unterschiedlich ausgeprägt. Neun Testpersonen spürten so gut wie keine Wirkung. Die übrigen Testpersonen fühlten sich teils leicht bekifft, andere stuften ihren Rausch auf einer 10-stufigen Skala mit 10 ein. Das subjektive Rauschempfinden spiegelte sich auch in den Blutwerten wider. Bei Personen, die sich stark berauscht fühlten, konnte eine höhere Konzentration des synthetischen Wirkstoffs im Blut nachgewiesen werden.

Das Forschungsteam vermutet, dass sich die unterschiedliche Wirkung zumindest teilweise durch individuelle Unterschiede bei der Inhalation erklären lassen. Die Testpersonen sollten den Wirkstoff, der durch Erhitzen verdampft wurde, in einem Atemzug aus einer Glaspfeife inhalieren. Dabei haben sie offenbar unterschiedlich tief eingeatmet.

Zeitlicher Verzug der Wirkung erhöht Gefahr von Überdosierungen

Theunissen und ihr Team geben zudem zu bedenken, dass Konsumierende bei auf dem Markt befindlichen Kräutermischungen nicht einschätzen können, wie hoch der Wirkstoff konzentriert ist. Tests haben gezeigt, dass der Wirkstoff von Packung zu Packung schwankt und sogar innerhalb einer Packung ungleichmäßig verteilt sein kann. Die inhalierte Dosis könne daher wie im Experiment stark schwanken.

Die Studie habe auch gezeigt, dass es einen zeitlichen Verzug gibt zwischen der Wirkstoffkonzentration im Blut und der subjektiv erlebten Wirkung. Konsumierende würden die Wirkung somit teils später wahrnehmen, als es die Blutwerte erwarten ließen. Damit steige das Risiko, dass Konsumierende sich überdosieren, was mitunter heftige Folgen haben kann, wie Fallberichte zeigen.

Quellen:

  • Theunissen, E. L., Hutten, N. R. P. W., Mason, N. L., Toennes, S W., Kuypers, K. P. C. & Ramaekers, J. G. (2019). Neurocognition and Subjective Experience Following Acute Doses of the Synthetic Cannabinoid JWH-018: Responders Versus Nonresponders. Cannabis and Cannabinoid Research, 4(1), 51-61.
  • Wiley, J. L., Marusich, J. A., Huffman, J. W., Balster, R. L. & Thomas, B. F. (2011). Hijacking of Basic Research: The Case of Synthetic Cannabinoids. Methods Rep RTI Press, 17971. doi: 10.3768/rtipress.2011.op.0007.1111.

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