App erfasst Smartphone-Nutzung

31.01.2014

Eine an der Universität Bonn entwickelte App erfasst das Nutzungsverhalten am Smartphone. Wie häufig wird es gezückt, wie lange und für was wird der kleine Taschencomputer tagtäglich genutzt? Die App erfasst all dies und soll nicht nur der Wissenschaft dienen, sondern auch dem User helfen, sein Verhalten zu hinterfragen.

U-Bahn mit jungen Menschen, die alle ein Smartphone in der Hand halten

Bild: © istock.com / aluxum

6:00 Uhr morgens, der Handy-Wecker klingelt. Man sieht eine junge Frau im Bett, die erst einmal ihr Smartphone in die Hand nimmt. Ihre müden Augen werden langsam größer, während sie - noch im Bett liegend - die ersten Nachrichten liest und Termine checkt. Beim Frühstück ruht der Müslilöffel in der einen Hand, mit der anderen schreibt sie Nachrichten auf WhatsApp. Sie verlässt ihre Wohnung und schließt die Haustür, während ihr Blick noch einmal über das Display huscht.

Die kurze Sequenz aus dem Werbe-Video zur Smartphone-App „Menthal“ soll deutlich machen: Smartphones werden nicht nur zum Telefonieren benutzt, die kleinen technischen Alleskönner begleiten manche Besitzerinnen und Besitzer von morgens bis abends, in allen möglichen Lebenssituationen. Doch wie häufig greifen wir wirklich nach unserem Smartphone? Wie viele Stunden am Tag schauen wir auf das Display und tippen Nachrichten ein, schieben mit den Fingern Fotos umher oder lassen böse Vögel durch die Luft fliegen?

Protokollierung der Handynutzung

Diese Fragen möchte ein Forschungsteam der Universität Bonn beantworten - und zwar möglichst genau. Anstatt sich wie bisher lediglich auf die Selbstauskunft der Nutzerinnen und Nutzer zu stützen, haben sie eine eigene App namens „Menthal“ programmiert. Die App erfasst das Nutzungsverhalten direkt am Smartphone: Wie oft wird das Display aktiviert, welche App wird am häufigsten genutzt und mit wem wird am häufigsten kommuniziert?

In einer 6-wöchigen Vorstudie wurde die App an 50 Studierenden getestet. „Die Ergebnisse waren zum Teil erschreckend“, kommentiert der Psychologe Christian Montag. Durchschnittlich aktivierten die Teilnehmenden ihre Handys 80-mal am Tag - tagsüber etwa alle 12 Minuten. Etwa jeder Vierte nutzte sein Handy pro Tag mehr als zwei Stunden.

Sucht nach dem Smartphone

Auf das mögliche Suchtpotential von Mobiltelefonen wiesen Studien schon vor etlichen Jahren hin. Doch was kennzeichnet einen süchtigen Smartphone-Gebrauch? „Wir wollen wissen, wie viel Mobiltelefon-Konsum normal ist und ab wann von einem Zuviel zu sprechen ist“, erläutert Christian Montag vom Menthal-Team. Das Nutzen eines Handys sei dem Umgang mit einem Glücksspielautomaten nicht unähnlich - deswegen werde das Telefon so oft angeschaltet. „Bei Nichtnutzung kann es sogar zu regelrechten Entzugserscheinungen kommen.“

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