Kiffen allein reicht nicht

24.01.2014

Kann Cannabiskonsum eine Schizophrenie auslösen? Ein Forschungsteam der Harvard Medical School meint: Nein. Es sei unwahrscheinlich, dass Kiffen allein verantwortlich ist für den Ausbruch einer schizophrenen Erkrankung. Der genetische Hintergrund sei vielmehr entscheidend.

Zwei Frauen kiffen

Bild: © istock.com / CREATISTA

Für manche Kiffer mag es nach Entwarnung klingen. In der US-amerikanischen Studie konnte kein erhöhtes Risiko für eine Schizophrenie festgestellt werden, wenn die Person familiär nicht vorbelastet war. „Zusammenfassend können wir schlussfolgern, dass Cannabis für sich genommen keine Psychose auslöst“, lautet das Resümee im Forschungsartikel, der im Fachmagazin Schizophrenia Research veröffentlicht wurde.

Den Hintergrund liefern frühere Studien, in denen ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Psychosen nachgewiesen wurde. So konnte in einer Langzeitstudie ermittelt werden, dass Kiffer ein etwa doppelt so hohes Risiko für psychotische Symptome haben, wenn sie mit gleichaltrigen abstinenten Personen verglichen werden.

Familiäre Vorbelastung müsse berücksichtigt werden

Nach Meinung von Studienleiterin Lynn DeLisi und ihrem Team können die bisherigen Studien jedoch nicht schlüssig belegen, dass Cannabis allein tatsächlich die Erkrankung verursachen kann. Bekannt sei, dass Schizophrenie vor allem eine genetische Grundlage hat. Demzufolge sei das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, höher bei Personen, in deren Familie bereits Fälle von Schizophrenie bekannt sind. Fraglich sei, ob Cannabis auch bei genetisch nicht vorbelasteten Personen eine Schizophrenie auslösen kann.

Um diese Frage beantworten zu können, haben Lynn und ihr Team die Krankengeschichte von Familien von 108 an Schizophrenie erkrankten Personen sowie von 171 Personen ohne Schizophrenie analysiert. Bei der Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie wurde darauf geachtet, dass sie entweder noch nie Drogen konsumiert haben oder nur Cannabis. Wenn letzteres zutraf, wurden nur jene Personen berücksichtigt, die bereits in der Jugend stark gekifft hatten.

Akribisch wurden die Teilnehmenden der Studie sowie ihre verfügbaren Familienmitglieder nach psychotischen Erkrankungen in der Familie befragt, um für jeden Probanden und jede Probandin das genetische Risiko für Schizophrenie zu ermitteln. Somit konnte das Team auch bestimmen, ob der Konsum von Marihuana und Haschisch zum Erkrankungsrisiko beiträgt. Denn wenn Cannabis allein das Potential dazu hat, Schizophrenie auszulösen, müsste es eine erhöhte Erkrankungsrate auch bei Personen geben, die familiär nicht vorbelastet sind.

Erbliches Risiko ist die Basis für Schizophrenie

Die Ergebnisse passen aber nicht zur genannten Vermutung. Vielmehr scheint ein ererbtes Risiko für Schizophrenie die Basis dafür zu sein, ob jemand erkrankt oder nicht. Cannabiskonsum allein, also ohne familiäres Risiko, reiche hierfür nicht aus. Hierbei ging es wohlgemerkt um starken Cannabiskonsum im Jugendalter.

Das Team betont jedoch auch, dass sie auf der Grundlage ihrer Studiendaten nicht sagen können, in welcher Weise Cannabis bei Personen wirkt, die ein genetisches Risiko für Schizophrenie in sich tragen. Aus früheren Studien sei zumindest bekannt, dass die Krankheit früher ausbrechen kann und sowohl die Dauer als auch der Schweregrad der Psychose erhöht sind. Insofern kann nur teilweise Entwarnung gegeben werden, zumal der frühe Einstieg auch Hirnveränderungen mit sich bringt.

Quelle:
Proal, A. C., Fleming, J., Galvez-Buccollini, J. A. & DeLisi, L. E. (2014). A controlled family study of cannabis users with and without psychosis. Schizophrenia Research, 152 (1), 283-288.


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