"Badesalz" schädigt Hirnfunktion

25.07.2014

Bislang ist wenig bekannt über die langfristigen Auswirkungen des Konsums von synthetischen Cathinonen, auch bekannt als „Badesalz“. In einer aktuellen tierexperimentellen Studie ist nun nachgewiesen worden, dass diese Substanzen zu längerfristigen Gedächtnisproblemen führen können.

antik geschnitte Badewanne und Wasserhahn vor alter Tapete

Bild: © istock.com / photomile

Die einen nehmen Mäuse, die anderen Ratten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen oftmals Tierversuche durch, um die Wirkung von vermutlich gefährlichen Drogen zu erforschen. Studien zu Mephedron und Methylon, auch bekannt als "Badesalz", sind bisher jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, je nachdem ob der Versuch an Ratten oder an Mäusen vorgenommen wurde. Ein finnisches Forschungsteam hat daher einfach beide Tierarten für ihre Studie verwendet.

Sie gaben den kleinen Nagern entweder Mephedron oder Methylon - und zwar zwei Mal am Tag über einen Zeitraum von vier Tagen. Damit wollten Bjørnar Hollander und sein Team den so genannten Binge-Konsum simulieren, den Konsumentinnen und Konsumenten manchmal praktizieren, beispielsweise auf mehrtägigen Open-Air-Festivals.

Um die langfristigen Folgen zu testen, wurden die nachfolgenden Untersuchungen erst nach einer zwei- bis achtwöchigen Abstinenzphase durchgeführt. In diversen Verhaltenstests wurden verschiedene kognitive Bereiche wie das Arbeitsgedächtnis oder das Langzeitgedächtnis überprüft. Schließlich wurden die Tiere getötet, um den Level der NeurotransmitterDopamin und Serotonin im Gehirn zu ermitteln. Bekannt ist, dass es bei Drogen wie Amphetamin oder Ecstasy (MDMA) nach dem Konsum zu einer länger anhaltenden Entleerung der Nervenspeicher kommen kann.

Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt

Die Verhaltenstests in speziellen Käfigen haben ergeben, dass Mephedron signifikant das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt, zumindest bei Mäusen. Das Arbeitsgedächtnis kümmert sich um die Verarbeitung und vorübergehende Speicherung von Informationen und - falls notwendig - den Transfer in den Langzeitspeicher. So sorgt das Arbeitsgedächtnis beispielsweise dafür, dass man sich am Ende dieses Satzes noch an den Anfang erinnern kann und in der Lage ist, den Inhalt des Artikels mit bisher Gelerntem abzugleichen. Bei den Ratten hingegen zeigten sich keine Verhaltensänderungen, die Rückschlüsse auf eine verminderte Gedächtnisleistung zuließen.

Bei Methylon zeigte sich ein anderes Bild. Mehrere Wochen nach dem Binge-Konsum konnten keine Veränderungen bei den Mäusen nachgewiesen werden, weder im Verhalten noch im Neurotransmitterhaushalt. Bei Ratten war hingegen trotz der längeren Drogenabstinenz von mindestens zwei Wochen noch eine weitestgehende Entleerung der Speicher für Serotonin gemessen worden.

Das Forschungsteam schlussfolgert, dass Methylon und Mephedron bei Nagetieren - je nach Art - sowohl den Serotoninpegel im Gehirn als auch das Arbeitsgedächtnis langfristig beeinträchtigen können. Unklar sei, inwiefern sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, zumal sich sogar zwischen den Nagetierarten unterschiedliche Effekte nachweisen ließen. Es stellt sich noch die Frage, welchem Tier der Mensch mehr ähnelt: Maus oder Ratte?

Quelle:
Den Hollander, B., Rozov, S., Linden, A.-M., Uusi-Oukari, M., Ojanperä, I. & Korpi, E. R. (2013). Long-term cognitive and neurochemical effects of "bath salt" designer drugs methylone and mephedrone. Pharmacology Biochemistry and Behavior, 103 (3), 501-509.  


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