Ecstasy und Cannabis: Eine 'tickende Zeitbombe'?

20.01.2004

Britische Forscher haben neue Ergebnisse vorgelegt, denen zufolge sich Ecstasy und Cannabis auf die Gedächtnisleistung niederschlagen. Besonders stark betroffen seien Personen, die Mischkonsum von Ecstasy und Cannabis betreiben. Kritische Stimmen wenden ein, dass das Studiendesign keine Aussagen zu den langfristigen Auswirkungen zulasse.

An der webbasierten Untersuchung der Universität von Newcastle haben 763 Internet-User weltweit teilgenommen. Den Ergebnissen zufolge würden Ecstasykonsumenten Defizite im Langzeitgedächtnis aufweisen. Cannabiskonsum führe hingegen zur Schwächung des Kurzzeitgedächtnisses, berichten die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Journal of Psychopharmacology.

283 Probanden gaben an, Ecstasy konsumiert zu haben. Von ihnen hatten 81 Testpersonen häufiger als zehnmal Ecstasy genommen. 241 der Versuchspersonen haben nach eigenen Angaben niemals Drogen genommen. Die Teilnehmer mussten in der Befragung die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten bestimmter Szenarien einschätzen, in denen Gedächtnisproblemen beschrieben sind. Sie mussten beispielsweise angeben, wie wahrscheinlich sie davon betroffen sind, Schwierigkeiten beim Verfolgen einer Fernsehsendung zu haben oder zu vergessen, jemandem eine wichtige Nachricht zukommen zu lassen. In diesen Szenarien wurde nach Ereignissen gefragt, die einerseits das Kurz- andererseits das Langzeitgedächtnis betreffen.

Probanden, die Ecstasy konsumiert hatten, waren mit einer um 23% höheren Wahrscheinlichkeit, von Gedächtnisausfällen betroffen, als jene, die niemals diese Droge nahmen. Cannabiskonsumenten würden immerhin 20% häufiger Gedächtnisprobleme haben. Bei ihnen sei hauptsächlich das Kurzzeitgedächtnis betroffen.

Nach Ansicht von Jacqui Rodgers, einem der teilnehmenden Forscher, würden die Testergebnisse Anlass zur Sorge geben. Die Konsumenten würden eine "tickende Zeitbombe" für kognitive Probleme in ihrem späteren Leben schaffen, erklärt der Mediziner. Er erläutert allerdings auch, dass die Wissenschaft noch nicht viel über die Langzeiteffekte des Ecstasykonsums wisse, da Ecstasy insgesamt bislang zu wenig erforscht sei.

Frank Warburton, Leiter der Drogenberatungsstelle DrugScope, kritisiert die Schlussfolgerungen der Forscher. Solange keine wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Langzeitstudien vorlägen, sei das Einzige, was man über die langfristigen Folgen des Ecstasykonsums sagen könne, dass man nichts wisse.

Siehe auch:

News vom 04.07.2003: Nur geringe Gedächtnisprobleme durch langfristigen Cannabiskonsum

Quellen:

Pressemitteilung der Universität von Newcastle
BBC-Online
Pressetext
Drogenberatungsstelle DrugScope

Originalliteratur:
Rodgers, J. et al. (2003). Patterns of drug use and the influence of gender on self-reports of memory ability in ecstasy users: a web-based study. Journal of Psychopharmacology, 17 (4), 389-396.


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