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02.07.2025
Eine Experimentalstudie zeigt auf: Einweg-E-Zigaretten setzen Nikotin schneller frei als herkömmliche Zigaretten. Die Forschenden warnen vor einem vergleichsweise hohen Suchtpotential von „Disposables“.
Bild: Benjamin Robinson / iStock.com
Das Erdbeer-Kiwi-Aroma hat gewonnen, könnte man sagen. Ein Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Bundesinstituts für Risikobewertung hat in einem Experiment zwei Arten von nikotinhaltigen E-Zigaretten mit einer herkömmlichen Zigarette verglichen. Die Forschenden wollten herausfinden, ob sich Unterschiede im Suchtpotential verschiedener nikotinhaltiger Produkte anhand ihrer akuten Wirkung ermitteln lassen.
Unter den E-Zigaretten waren Einweg-Vapes eines Herstellers, der besonders unter jungen Menschen beliebt ist. Die auch als „Disposables“ genannten Wegwerf-E-Zigaretten enthielten entweder ein Erdbeer-Kiwi-Aroma oder ein Tabakaroma. Eine weitere E-Zigaretten-Sorte war ein so genannter „Pod device“ mit auswechselbarer Kartusche für das nikotinhaltige Liquid. Die Kartusche enthielt ebenfalls ein Tabakaroma.
Neun Männer und neun Frauen im Alter zwischen 19 und 28 Jahren waren an dem Experiment beteiligt. Während die Teilnehmenden das jeweilige Produkt inhalierten, haben die Forschenden fortlaufend den Nikotinpegel im Blut gemessen. Gleichzeitig erfassten sie, wie stark und wie lange die Teilnehmenden an den Produkten gezogen haben.
Das Forschungsteam spricht von alarmierenden Ergebnissen: Während des 30-minütigen Versuchsablaufs lieferten die Einweg-Vapes zwar annähernd die gleiche Menge Nikotin wie herkömmliche Zigaretten, im Blut stieg der Nikotinspiegel bei den Einweg-E-Zigaretten jedoch schneller an als bei der herkömmlichen Zigarette und bei der wiederbefüllbaren E-Zigarette.
Das Suchtpotenzial einer Droge werde aber vor allem durch die Schnelligkeit bestimmt, mit der die Wirkung anflutet, erklären die Forschenden. Die Einweg-E-Zigaretten scheinen so konstruiert zu sein, dass sie ihren Wirkstoff besonders schnell abgeben. So war das inhalierte Volumen pro Zug bei den E-Zigaretten deutlich größer als bei der Tabakzigarette. Da dies auch für den Pod device galt, vermuten die Forschenden, dass bei den Einweg-E-Zigaretten spezielle Designmerkmale sowie die Zusammensetzung des Liquids für die schnelle Nikotinfreisetzung verantwortlich sind.
„Dass die neuen Einweg-E-Zigaretten eine so schnelle und hohe Nikotinabgabe bieten, überrascht nicht nur, es beunruhigt uns sehr“, erklärt Tobias Rüther vom Klinikum der Universität München. „Gerade junge Erwachsene laufen Gefahr, durch die hohe, schnelle Nikotinabgabe dieser Produkte in eine dauerhafte Abhängigkeit zu geraten.“
Unterstrichen werden die objektiven Blutmesswerte durch die subjektiven Eindrücke der Teilnehmenden. Bei der Frage, wie stark sie motiviert sind, das jeweilige Produkt wieder zu benutzen, favorisierten die Befragten klar die Einweg-Vapes vor der herkömmlichen Zigarette und dem Pod device. Das Erdbeer-Kiwi-Aroma war besonders beliebt. Anzumerken ist, dass die Teilnehmenden zwar Erfahrung hatten mit dem Zigarettenrauchen, aber noch keine Nikotinabhängigkeit aufwiesen.
Die Mit-Autorinnen Andrea Rabenstein, Christin Falarowski und Anna Rahofer betonen: „In unserer klinischen Arbeit in der Tabakambulanz sehen wir zunehmend junge Erwachsene, die von diesen neuen Produkten stark abhängig sind und vorher nicht geraucht haben. Viele berichten dabei, sie hätten über Influencer auf Social-Media-Kanälen von diesen neuen Produkten erfahren.“
Quellen:
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