Frauen reagieren in Studie empfindlicher auf Mischkonsum von Alkohol und Cannabis

21.07.2021

In einem Experiment wurde untersucht, ob es geschlechtsspezifische Effekte beim Mischkonsum von Alkohol und Cannabis gibt.

Bild: sturti / istockphoto.com

Hinter einem Einwegspiegel beobachtete das Forschungsteam die Teilnehmenden beim Kiffen. Studienleiterin Bruna Brands und ihr Team wollten es genau wissen: Wie viel vom Joint verbrauchen die jungen Erwachsenen, wenn sie so viel kiffen dürfen, wie sie es gewohnt sind? Und wie sieht es aus, wenn sie schon Alkohol intus haben?

49 Männer und Frauen im Alter zwischen 19 und 29 Jahren hatten sich bereit erklärt, Alkohol und Cannabis gleichzeitig zu konsumieren. Zu wissenschaftlichen Zwecken, versteht sich. Die Versuchspersonen sollten an vier Sessions teilnehmen, die etwa über einen Monat verteilt waren. 28 der Teilnehmenden haben die gesamte Dauer der Studie durchgehalten. In jeder Session haben die Teilnehmenden Wodka-Tonic und einen Joint bekommen oder wirkstofffreie Placebos.

Placebo-kontrolliertes Studiendesign

Der Placebo-Joint bestand aus einer speziellen Cannabis-Sorte, die keine nennenswerte Menge THC enthielt. Im Falle von Alkohol wurde in der Placebo-Variante ein Glas Tonic Water gereicht, das zwar nach Alkohol roch, in Wirklichkeit aber alkoholfrei war. Die Teilnehmenden wussten nicht, welche Kombination von Placebos oder „echten“ Drogen sie in der jeweiligen Session erhielten.

In der Alkohol-Cannabis-Session, in der keine Placebos verabreicht wurden, war die Menge Alkohol so kalkuliert, dass jede Person 0,8 Promille Blutalkohol erreichte. Anschließend waren die Teilnehmenden angewiesen worden, so lange am Joint zu ziehen, bis sie ihren gewohnten Rauschlevel erreicht haben. Dazu ist noch wichtig zu wissen, dass alle Teilnehmenden regelmäßig kifften und auch gewohnt waren, Alkohol zu trinken. Allerdings war niemand nach medizinischen Kriterien abhängig.

Frauen verbrauchen weniger Cannabis bei gleichem Rauschzustand

Beim Kiffen hat sich gezeigt, dass die Frauen in der Studie weniger vom Joint verbrauchten als teilnehmende Männer. Das ergaben nicht nur die Beobachtungen durch den Einwegspiegel, auch das Wiegen der Jointreste ließ darauf schließen. Die Angaben in einem speziellen Fragebogen zur Rauschintensität deuteten jedoch darauf hin, dass sich Männer und Frauen etwa gleich stark berauscht fühlten. Auch die gemessenen Blutwerte wiesen keine bedeutsamen Unterschiede hinsichtlich der aufgenommenen Dosis THC auf.

Die Frauen der Studie waren beim Mischkonsum von Alkohol und Cannabis somit etwa gleich stark berauscht wie die Männer, obwohl sie weniger Cannabis konsumiert hatten. Anzumerken ist, dass die Frauen in den Sessions, in denen sie zwar „echten“ Cannabis, aber nur Placebo-Alkohol bekamen, genauso viel Cannabis verbrauchten wie die Männer. Daraus schlussfolgern Brands und ihr Team, dass Frauen empfindlicher auf Mischkonsum reagieren als Männer.

Unklare Ursache

Über die Gründe kann das Forschungsteam nur Mutmaßungen anstellen. Denkbar seien unter anderem geschlechtsspezifische Wechselwirkungen von Alkohol und Cannabis auf das Herzkreislaufsystem. Auch könnte sich der Mischkonsum bei Männern und Frauen unterschiedlich auf das Craving ausgewirkt haben, also auf die Lust, sich zu berauschen.

Schließlich erwähnt das Forschungsteam auch methodische Einschränkungen. Zu nennen wären die vergleichsweise kleine Stichprobe. Auch berge die subjektive Einschätzung des Rauschempfinden durch die Teilnehmenden gewisse Unschärfen. Festzuhalten bleibt, dass Frauen möglicherweise sensibler auf den Mischkonsum von Alkohol und Cannabis reagieren und entsprechend mehr „aufpassen“ müssen, wenn sie beides konsumieren.

 

Quelle:

Wright, M., Wickens, C. M., Di Ciano, P., Sproule, B., Fares, A., Matheson, J., Mann, R. E., Rehm, J., Shuper, P. A., George, T. P., Huestis, M. A., Stoduto, G., Le Foll, B. & Brands, B. (2021). Sex differences in the acute pharmacological and subjective effects of smoked cannabis combined with alcohol in young adults. Psychology of Addictive Behaviors, https://doi.org/10.1037/adb0000749.


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