Mehr kognitive Probleme bei synthetischen Cannabinoiden

02.03.2018

Synthetische Cannabinoide können nicht nur vielfach stärker wirken als Cannabis. Einer aktuellen Studie zufolge scheint der Konsum dieser künstlich hergestellten Drogen auch mehr kognitive Probleme nach sich zu ziehen.

Joint wird gedreht

Bild: andysterchi / photocase.de

Meist werden sie als Kräutermischung getarnt vermarktet. Doch die verwendeten Kräuter dienen nur als Trägersubstanz für synthetische, also künstlich hergestellte Cannabinoide. Im Vergleich zum natürlichen Cannabis-Wirkstoff THC können synthetische Cannabinoide um ein Vielfaches stärker wirken.

Es gibt Studien, die auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Psychose durch synthetische Cannabinoide hinweisen. Ein Forschungsteam aus der Türkei ist der Frage nachgegangen, ob sich der langfristige Konsum synthetischer Cannabinoide auch in stärkerem Maße in kognitiven Problemen bemerkbar macht.

Schlechtere Leistungen bei fast allen Tests

Zur Klärung der Forschungsfrage wurden drei Gruppen verglichen: Eine Gruppe bestand aus 52 Patienten, die sich wegen ihres Konsums von synthetischen Cannabinoiden in Behandlung befanden. Weitere 45 Patienten waren cannabisabhängig. 48 abstinente Personen bildeten die Kontrollgruppe. Alle Teilnehmer waren männlich.

Mit Hilfe einer umfassenden Testbatterie wurden die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer auf den Prüfstand gestellt. Dabei zeichnete sich ein klares Bild ab: Männer, die wegen ihres Konsums von synthetischen Cannabinoiden in Behandlung waren, schnitten bei fast allen Tests schlechter ab und zwar sowohl im Vergleich zur Kontrollgruppe als auch zu den Cannabisabhängigen.

Konkret zeigten sich schlechtere Leistungen bei Tests zur Aufmerksamkeit, zum Gedächtnis, bei Aufgaben zur visuell-räumlichen Wahrnehmung und bei denen die so genannten exekutiven Funktionen gefordert waren. Exekutive Funktionen sind komplexe kognitive Leistungen wie Planen, Abwägen oder Entscheiden.

Kein Cannabidiol

Nach Einschätzung des Forschungsteams binden synthetische Cannabinoide nicht nur an Cannabinoidrezeptoren, sondern beeinflussen auch Rezeptoren, an denen Dopamin und körpereigene Opioide eine Rolle spielen. Dies erkläre nicht nur die stärkere Wirkung, sondern sei vermutlich auch der Grund für stärkere kognitive Defizite bei Dauerkonsum. Zudem würden synthetische Cannabinoide kein Cannabidiol (CBD) enthalten, wie es bei den meisten Cannabisprodukten pflanzlichen Ursprungs der Fall ist. CBD hat Studien zufolge eine so genannte neuroprotektive Funktion, schützt die Nervenzellen also vor den schädlichen Wirkungen anderer Substanzen.

Dennoch sind die Ergebnisse nur als Hinweise zu werten. Denn wie jede Studie mit einmaligen Messungen kann auch in dieser nicht ausgeschlossen werden, dass die untersuchten Personengruppen sich noch in anderer Hinsicht unterscheiden. So muss erwähnt werden, dass die Gruppe mit problematischem Konsum synthetischer Cannabinoide auch mehr Gramm pro Tag konsumierte als die Gruppe der Cannabisabhängigen.

Quelle:
Cengel, H. Y., Bozkurt, M., Evren, C., Umut, G., Keskinkilic, C. & Agachanli, R. (2018). Evaluation of cognitive functions in individuals with Synthetic Cannabinoid Use Disorder and comparison to individuals with Cannabis Use Disorder. Psychiatry Research, 262, 46-54.


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