Sportliche Kiffer haben mehr Gehirnwindungen

29.06.2022

Eine Studie legt nahe: Sport mildert die negativen Auswirkungen des Kiffens auf die Gehirnentwicklung junger Menschen.

Bild: Eliza / photocase.de

Sie liefen, bis ihnen die Puste ausging. 74 junge Männer und Frauen durften ihre Leistungsfähigkeit auf dem Laufband unter Beweis stellen. Studienleiterin Krista Lisdahl und ihr Team sind unter anderem der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die körperliche Fitness auf die Hirnentwicklung junger Menschen hat. Die Teilnehmenden waren im Schnitt 21 Jahre alt und wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe hatte kaum Erfahrung mit Cannabis, die andere kiffte regelmäßig.

Krista Lisdahl und ihr Team haben bereits in einer früheren Studie aufzeigen können, dass die geistigen Leistungen von Cannabiskonsumierenden besser ausfallen, wenn sie regelmäßig Sport treiben. Sport, so das Fazit, könne die negativen Auswirkungen des Kiffens auf die mentale Fitness zum Teil ausgleichen. In der neuen Studie wurden zusätzlich die Gehirne der Teilnehmenden „durchleuchtet“.

Mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) hat das Team verschiedene Bereiche der Hirnrinde vermessen. Die Hirnrinde, auch Cortex genannt, durchläuft wichtige Reifungsschnitte, die sich vom Jugendalter bis ins junge Erwachsenenalter hinziehen. In diesem Prozess nehmen die Faltung des Cortex und die Gesamtoberfläche der Hirnrinde zu. Beides haben Lisdahl und ihr Team im MRT untersucht.

Stärkere Faltung des Gehirns bei höherer körperlicher Fitness

Dabei zeigte sich ein ähnliches Bild wie in der ersten Studie. Die körperliche Fitness stand bei den Personen beider Gruppen in einem positiven Zusammenhang sowohl mit der Faltung des Gehirns als auch der Gesamtoberfläche der vermessenen Hirnareale. Am stärksten profitierten Teilnehmende, die nicht kifften. Aber auch in der Gruppe der Kiffer hatten die körperlich fitten Teilnehmenden, salopp formuliert, mehr Gehirnwindungen als die sportlich weniger aktiven.

Das Forschungsteam unterstreicht damit die bereits in der ersten Studie gezogene Schlussfolgerung. Cannabiskonsumierende könnten demnach wenigsten einen Teil des Defizits in der Hirnentwicklung, der beim chronischen Kiffen beobachtet wird, wieder wettmachen.

Generell zeigen Studien, dass sich Sport positiv auf die Gehirnentwicklung auswirkt. So würden besonders Ausdauersportarten das Nervenwachstum begünstigen. Beispielsweise unterstützt Sport auch die Regeneration des Gehirns im Entzug von einer Drogenabhängigkeit. Aus Sicht von Lisdahl und ihrem Team sei es denkbar, dass Cannabiskonsumierende auch deshalb durch Sport profitieren, weil ihr Stoffwechsel angeregt wird und Cannabis so schneller wieder den Körper verlässt.

 

Quelle:

Sullivan, R. M., Wallace, A. L., Wade, N. E., Swartz, A. M. & Lisdahl, K. M. (2020). Assessing the Role of Cannabis Use on Cortical Surface Structure in Adolescents and Young Adults: Exploring Gender and Aerobic Fitness as Potential Moderators. Brain Sci, 10, 117, https://doi.org/10.3390/brainsci10020117.


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