Warnung vor Überdosierung durch gegessenen Cannabis

08.06.2022

Edibles sind Cannabisprodukte zum Essen. Laut einer Studie aus dem US-Bundesstaat Colorado verursachen Edibles vergleichsweise häufig notfallmedizinische Behandlungen nach Cannabiskonsum.

Bild: Aiman Dairabaeva / istockphoto.com

Essen statt Rauchen? Haschisch oder Marihuana werden meist geraucht. Cannabis kann aber auch gegessen werden. In den Bundesstaaten der USA, wo der Freizeitkonsum von Cannabis legalisiert wurde, gibt es inzwischen einen Markt für essbare Cannabisprodukte. Cannabis wird beispielsweise in Keksen, Fruchtgummi oder Schokolade verarbeitet. Die Produkte werden unter dem Englischen Begriff Edibles zusammengefasst. Eine Studie aus den USA zeigt auf, dass Edibles vergleichsweise häufig Notfallbehandlungen nach sich ziehen.

Seit 2014 können Erwachsene im US-Bundesstaat Colorado Cannabis legal zu Freizeitzwecken kaufen. In den meisten Fällen entscheiden sich Konsumierende für Cannabisblüten zum Rauchen. Zwischen 2014 und 2016 entfielen lediglich 0,3 Prozent aller Verkäufe auf essbare Cannabisprodukte. In diesem Zeitraum war gegessener Cannabis jedoch für 11 Prozent aller Behandlungen verantwortlich, die in der Notfallambulanz eines großen Universitätskrankenhaus in Colorado durchgeführt wurden.

Häufiger psychiatrische Notfälle nach gegessenem Cannabis

Ein Team unter der Leitung des Toxikologen Andrew Monte hat sich knapp 10.000 Notfälle angeschaut, in denen eine Cannabisdiagnose vergeben wurde. Laut den Analysen war der Anteil an Notfallbehandlungen nach gegessenem Cannabis 33-mal höher als erwartet.

In 31 Prozent aller Notfälle hatten Konsumierende Magen-Darm-Beschwerden. Dies betraf allerdings häufiger Personen, die Cannabis geraucht haben. In den meisten Fällen litten sie unter dem Cannabis-Hyperemesis-Syndrom. Die Erkrankung ist durch starke Übelkeit und Erbrechen gekennzeichnet.

Personen, die aufgrund von gegessenem Cannabis in der Notfallambulanz vorstellig wurden, kamen hingegen häufiger aufgrund von psychiatrischen Notfällen wie Angststörungen oder Psychosen. Dies war bei 18 Prozent der Fälle nach gegessenem Cannabis der Fall. Unter den Patientinnen und Patienten, die Cannabis geraucht haben, betraf dies nur 11 Prozent. Auch Herz-Kreislauferkrankungen traten vergleichsweise häufig nach dem Konsum von Edibles auf.

Verzögerter Wirkeintritt verleitet zur Überdosierung

Als Erklärung für die höhere Wahrscheinlichkeit eines Notfalls nach gegessenem Cannabis nennt das Forschungsteam den verzögerten Wirkeintritt. Während die Wirkung beim Inhalieren von Cannabisrauch schon nach wenigen Minuten eintritt, dauert es bei Edibles mindestens eine halbe Stunde. Der Höhepunkt der Wirkung erfolgt erst etwa drei Stunden nach Konsumbeginn und kann bis zu 12 Stunden andauern. Eine Dosierung des Rauschs ist so schwierig.

In einem weiteren Beitrag zur Studie erklären Nora Volkow und Ruben Baler, dass Konsumierende auch versucht sein könnten, mehr zu essen, weil die Wirkung nicht so schnell eintritt wie sie es erwarten. Volkow und Baler nennen zudem Besonderheiten in der Verstoffwechselung. Da der Wirkstoff THC gut fettlöslich ist, könne ein Teil der eingenommenen Dosis über den Fettstoffwechsel den schnellen Abbau in der Leber umgehen.

Monte und sein Team warnen, dass Konsumierende ein höheres Risiko für Überdosierungen bei gegessenem Cannabis haben. Essbare Cannabisprodukte scheinen häufiger als gerauchter Cannabis Notfälle mit psychiatrischen Symptomen und Herz-Kreislauferkrankungen nach sich zu ziehen.

 

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