Cannabiskonsum stärker verbreitet unter jungen Menschen mit körperlichen Problemen

11.05.2022

Schmerzen und körperliches Unwohlsein können belastend sein. In einer Studie aus Norwegen konnte gezeigt werden, dass betroffene Jugendliche stärker zu Cannabis greifen.

Bild: David-W- / photocase.de

Wie oft leiden Jugendliche unter Schmerzen und Übelkeit? Gibt es bei Jugendlichen womöglich einen Zusammenhang zwischen körperlichen Problemen und Cannabiskonsum? Studienleiterin Marja Leonhardt und ihr Team haben sich mit diesen Fragen befasst. Das Team hat Daten einer großen Befragung von Schülerinnen und Schülern in Norwegen ausgewertet. Rund 240.000 junge Menschen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren waren daran beteiligt.

Hälfte der Jugendlichen haben mindestens gelegentlich Schmerzen

Den Ergebnissen zufolge hat rund die Hälfte der Befragten wenigsten gelegentlich Kopfschmerzen oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Immerhin sieben Prozent geben an, täglich unter Kopfschmerzen zu leiden. Ebenso viele berichten von täglichen Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich. Etwa sechs von zehn Jugendlichen geben an, zumindest gelegentlich unter Bauchschmerzen oder Übelkeit zu leiden.

Laut den Angaben der Jugendlichen haben in den letzten 12 Monaten acht Prozent mindestens einmal Cannabis konsumiert. Die Konsumerfahrung steigt mit dem Alter. Während von den Jüngsten der Befragung zwei Prozent im letzten Jahr gekifft haben, traf dies auf 19 Prozent der Jugendlichen der Abschlussklassen zu. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Cannabiskonsum unter norwegischen Jugendlichen damit etwas weniger stark verbreitet.

In einer vertieften Analyse konnte das Forschungsteam nachweisen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Häufigkeit von körperlichen Problemen und Cannabiskonsum. Jugendliche, die täglich Schmerzen haben oder unter Übelkeit leiden, konsumieren häufiger Cannabis als Jugendliche, die seltener körperliche Probleme haben. Beispielsweise berichten 10 Prozent der kiffenden Jugendlichen von täglichen Kopfschmerzen, aber nur sieben Prozent der abstinenten Jungen und Mädchen.

Häufiger Cannabiskonsum bei seelischen Problemen

Die Analyse hat darüber hinaus gezeigt, dass auch die seelische Gesundheit mit Cannabiskonsum in Zusammenhang steht. Unter den cannabisabstinenten Jugendlichen haben 17 Prozent psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen. Unter den kiffenden Jugendlichen beträgt dieser Anteil jedoch 32 Prozent.

Das Forschungsteam hat belegen können, dass der Zusammenhang zwischen körperlichen Problemen und Cannabiskonsum dennoch statistisch bedeutsam ist. Das bedeutet: Körperliche Probleme wie Schmerzen stehen unabhängig von der seelischen Gesundheit mit Cannabiskonsum in Zusammenhang.

Warum das so ist, darüber kann das Forschungsteam allerdings nur spekulieren. Denkbar sei, dass Jugendliche kiffen, weil sie sich in irgendeiner Form Linderung von ihren körperlichen Beschwerden versprechen. Tatsächlich wird Cannabis als Medizin auch bei Schmerzen und gegen Übelkeit eingesetzt. Allerdings kann Cannabiskonsum selbst auch Übelkeit und starkes Erbrechen auslösen. Insofern könne Cannabis auch Ursache für körperliche Beschwerden sein.

Jugendliche mit körperlichen Problemen sollten nach Aussagen des Forschungsteams darüber aufgeklärt werden, dass sie zusätzliche gesundheitlichen Risiken eingehen, wenn sie Cannabis konsumieren, weil sie sich Linderung von ihren Beschwerden erhoffen. Von allem die Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit mit weiteren Folgeproblemen wäre hier zu nennen.

 

Quelle:

Mæland, R., Lien, L. & Leonhardt, M. (2022). Association between cannabis use and physical health problems in Norwegian adolescents: a cross-sectional study from the youth survey Ungdata. BMC Publlic Health, 22, 661.


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