Tabak steigert Risiken des Cannabiskonsums

27.07.2012

Egal ob Joint, Pfeife oder Bong - Cannabis wird in unseren Breitengraden überwiegend zusammen mit Tabak konsumiert. Doch die Folgen davon werden anscheinend unterschätzt, denn einige Risiken und Probleme, die mit dem Cannabiskonsum einhergehen können, werden durch den Konsum von Tabak noch verstärkt. Unter anderem steigt offenbar das Risiko der Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit.

Junger Mann zündet sich einen Joint mit einem Feuerzeug an

Bild: DerMicha / Digitalstock.de

Der Anteil der Raucherinnen und Raucher unter den Cannabiskonsumierenden liegt je nach untersuchter Stichprobe zwischen 41 bis 94 Prozent. Und nicht nur in Europa, auch in den USA wird Cannabis zunehmend gemischt mit Tabak oder eingerollt in Tabakblätter, als sogenannte „Blunts“ konsumiert. Die US-Wissenschaftlerin Erica Peters von der Yale University wollte deshalb in Erfahrung bringen, welche Konsequenzen dieser Mischkonsum von Tabak und Cannabis für die Konsumierenden hat.

Dazu sichtete sie mit ihrem Team eine Vielzahl an aktuellen Studien, die den Zusammenhang von Tabak- und Cannabiskonsum untersucht haben. Unter mehr als 300 Publikationen zum Mischkonsum beider Substanzen fanden die Forscherinnen und Forscher 28 Studien, die die körperliche und psychische Gesundheit von Cannabis- oder Tabakkonsumierenden und der von Konsumentinnen und Konsumenten beider Substanzen näher untersucht haben.

Vermehrt negative Konsequenzen

Die Daten dieser Studie zeigen deutlich, dass Personen die Cannabis und Tabak konsumierten (Mischkonsum), mit einer höheren Wahrscheinlichkeit cannabisabhängig waren, sowie eher psychosoziale Probleme und weniger Erfolg beim Beenden des Cannabiskonsums hatten als Personen, die Cannabis ohne Tabak konsumierten. Verglichen mit tabakabstinenten Cannabiskonsumierenden hatten Mischkonsumentinnen und -konsumenten in den Studien beispielsweise deutlich mehr Entzugssymptome beim Beenden des Cannabiskonsums. Für die tabakkonsumierenden Kiffer in Behandlung war zudem die Gefahr eines Rückfalls signifikant größer.

Eine mögliche Erklärung für diesen Zusammenhang könnte das Endocannabinoidsystem darstellen. Zumindest ist bekannt, dass körpereigene Cannabinoidrezeptoren auch bei der Tabakabhängigkeit eine wichtige Rolle spielen. Aber auch gemeinsame genetische Faktoren, kulturelle Normen und nicht zuletzt die gleiche Art des Konsums beider Substanzen könnten Gründe für den Einfluss von Tabak auf die Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit sein.

Großes Abhängigkeitspotential von Nikotin

Das Risiko, abhängig von Tabakprodukten zu werden, scheint für Mischkonsumenten jedoch nicht unbedingt größer zu sein, als für normale Raucherinnen und Raucher. Laut Peters und ihrem Team könnte dies unter anderem daran liegen, dass der Anteil an Abhängigen unter den Tabakkonsumenten generell sehr hoch ist. Einige Studien beobachteten bei den Mischkonsumentinnen und -konsumenten jedoch mehr Schwierigkeiten bei dem Ausstieg aus dem Tabakkonsum. Auch eine Studie an Zwillingen hatte vor einiger Zeit nachgewiesen, dass das Risiko einer Nikotinabhängigkeit für rauchende Cannabiskonsumierende signifikant höher ist, als für „reine“ Tabakkonsumierende.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Ergebnisse aufgrund der methodischen Mängel einiger Studien bisher nur als vorläufig anzusehen sind. Dennoch sollte die Erkenntnis, dass der gemeinsame Konsum von Tabak und Cannabis die Risiken des Cannabiskonsums signifikant verstärkt, in der Praxis berücksichtigt werden. So könnte Tabakkonsum bei Cannabiskonsumierenden beispielsweise auf einen erhöhten Behandlungsbedarf hinweisen. Ob es tatsächlich effektiv ist, in der Behandlung von Cannabisabhängigen auch deren Tabakkonsum zu thematisieren, sollte in zukünftigen Studien geprüft werden, so Peters.

Quelle:
Peters, E. N., Budney, A. J. and Carroll, K. M. (2012), Clinical correlates of co-occurring cannabis and tobacco use: a systematic review. Addiction, 107, 1404-1417.


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