Unterschiedliche Hirnaktivitäten bei Ecstasy- und Cannabiskonsum

28.08.2009

Dass der Konsum von Cannabis und Ecstasy einen Einfluss auf Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit haben, wurde in verschiedenen Studien bereits nachgewiesen. In einer aktuellen Studie wurde nun erforscht, ob sich Unterschiede in den Lernleistungen zwischen Ecstasy- und Cannabiskonsumierenden mit der Hilfe von modernen bildgebenden Verfahren nachweisen lassen.

Ein Forschungsteam aus Irland und den USA untersuchte mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), ob sich im Rahmen eines Gedächtnisexperiments Unterschiede in der Aktivierung verschiedener Hirnareale bei Ecstasy- und Cannabiskonsumierenden feststellen lassen. Studienleiter Hugh Garavon und sein Team fanden heraus, dass sich bei Ecstasy- und Cannabiskonsumierenden in den gleichen Hirnarealen eine verminderte Aktivität feststellen ließ. Darüber hinaus wurden Auffälligkeiten identifiziert, die nur in der Gruppe der Ecstasykonsumierenden auftraten.

20 Personen mit Ecstasyerfahrung konnten durch Mund-zu-Mund-Propaganda für die Teilnahme an dem Experiment gewonnen werden. Weitere 20 Personen ohne Ecstasyerfahrung bildeten die Kontrollgruppe. Als Ecstasykonsumentin bzw. -konsument galt, wer innerhalb eines Jahres mindestens 40 Ecstasytabletten eingenommen hatte. Da die Personen der Ecstasygruppe auch Cannabis konsumieren, wurden 14 weitere Personen hinzugenommen, die zwar Cannabis, aber kein Ecstasy konsumieren. Lassen sich Unterschiede zwischen der Ecstasy- und Cannabisgruppe ermitteln, können diese somit auf den Effekt von Ecstasy zurückgeführt werden. Alle Versuchspersonen wurden angewiesen 48 Stunden vor der Teilnahme an dem Experiment keine Drogen zu konsumieren. Dies wurde mit Hilfe eines Urintests überprüft.

Um die Aktivität der Hirnareale zu überprüfen, mussten die Probandinnen und Probanden eine Lern- und Erinnerungsaufgabe durchführen. Dabei wurden den Untersuchungspersonen Gesichter gemeinsam mit zufällig zugeordneten zweistelligen Zahlen präsentiert, an die sie sich später erinnern mussten. Während die Probandinnen und Probanden diese Aufgabe ausführten, wurde ihre Hirnaktivität in einem Magnetresonanztomographen beobachtet. Die funktionelle Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Hirnaktivität auf der Grundlage von Stoffwechseländerungen sichtbar macht.

Wie aufgrund der bisherigen Forschung zu erwarten war, zeigten Ecstasykonsumierende deutlich schlechtere Lernleistungen als die Kontrollgruppe. Die Leistungen der Cannabisgruppe unterschieden sich weder von der Kontrollgruppe noch von der Gruppe der Ecstasykonsumierenden signifikant.

Anhand der gewonnen Daten aus dem fMRT versuchte das Forschungsteam die Unterschiede zu erklären. Das fMRT zeigt anhand einer dreidimensionalen Darstellung des Gehirns farblich an, mit welcher Intensität einzelne Hirnareale bei der Umsetzung der Lernaufgabe arbeiten. Bei der Auswertung der Bilder fand man heraus, dass besonders Hirnareale, die mit Lernen und Merkfähigkeit zu tun hatten, eine schwächere Aktivität aufweisen. Diese Areale wiesen sowohl bei den Personen der Cannabis-Gruppe wie auch bei der Ecstasy-Gruppe eine schwächere Aktivierung auf als in der Kontrollgruppe.

Dennoch haben Personen, die nur Cannabis konsumieren, in der Lernaufgabe nicht signifikant schlechter abgeschnitten als Personen der Kontrollgruppe. Eine Erklärung dafür könnten Veränderungen des Gehirns sein, die nur bei den Ecstasykonsumierenden zu finden waren. Bestimmte Bereiche des Gehirns der Personen mit Ecstasyerfahrung wiesen eine stärkere Aktivierung auf als die der Vergleichsgruppen. Garavan und sein Team vermuten, dass das Gehirn in diesen Bereiche versucht, durch eine erhöhte Leistung, die Beeinträchtigungen durch den Ecstasykonsum zu kompensieren. Die Ergebnisse des Gedächtnisexperiments legen jedoch nahe, dass dies im Ergebnis dennoch zu schlechteren Leistungen führt.

Quelle:
Roberts, G., Nestor, L. & Garavan, H. (2009). Learning and memory deficits in ecstasy users and their neural correlates during a face-learning task. Brain Research, doi:10.1016/j.brainres.2009.07.040. Abstract


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