Cannabis fördert Nikotinabhängigkeit

19.06.2009

Bislang galt das Rauchen von Zigaretten als „Einstiegsdroge“ für Cannabis. Doch gibt es auch umgekehrte Effekte. Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat anhand einer Zwillingsstudie festgestellt, dass Cannabiskonsum den Übergang vom gelegentlichen zum regelmäßigen Zigarettenrauchen fördert und die Wahrscheinlichkeit erhöht, nikotinabhängig zu werden.

Die meisten Menschen, die Cannabis konsumieren, haben vorher mit dem Rauchen von Zigaretten begonnen. Diese Abfolge ist in der Wissenschaft gut belegt. Jugendliche, die mit dem Zigarettenrauchen anfangen, weisen im Vergleich zu jenen, die nicht rauchen, eine etwa 9- bis 15-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, später auch Cannabis auszuprobieren. Eine US-amerikanische Forschungsgruppe um Arpana Agrawal von der Washington University School of Medicine hat nun den umgekehrten Einfluss untersucht. Denn das Rauchen von Tabak gilt als die häufigste vermeidbare Todesursache weltweit, weshalb die Faktoren, die eine Nikotinabhängigkeit begünstigen, von besonderem Interesse sind.

In ihrer Studie hat das Forschungsteam eine umfangreiche Stichprobe von Zwillingen erhoben, wobei nur Frauen einbezogen wurden. Insgesamt wurden 3.787 weibliche Zwillinge im Alter zwischen 18 und 29 Jahren befragt. Zwillinge sind für die Forschung von Vorteil, da sie sowohl in genetischer Hinsicht als auch in Bezug auf ihr Lebensumfeld weitestgehend vergleichbar sind. In der Studie wurde der Frage nachgegangen, ob Cannabiskonsum das regelmäßig Rauchen und die Ausbildung einer Nikotinabhängigkeit fördert.

Das Forschungsteam berechnete, dass die Wahrscheinlichkeit für den Übergang vom gelegentlichen zum regelmäßigen Zigarettenrauchen 4,4-fach höher war, wenn die Frauen Cannabis konsumierten. Kiffende Zigarettenraucherinnen würden im Vergleich zu Frauen, die kein Cannabis konsumieren, mit einer 2,8-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit nikotinabhängig werden. Darin wurden andere Risikofaktoren für eine Nikotinabhängigkeit wie beispielsweise Alkoholkonsum, psychische Probleme oder Missbrauchserfahrungen in der Kindheit mit einbezogen.

Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren sei es wichtig, auf den besonderen Zusammenhang von Cannabis und Tabak hinzuweisen. Sie verweisen unter anderem auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie, in der feststellt wurde, dass beim kombinierten Konsum von Zigaretten und Cannabis die Wahrscheinlichkeit für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) höher ist, als beim Rauchen von Tabak allein. Besonders rauchende Frauen würden häufig an COPD erkranken.

Quelle:
Agrawal, A., Madden, P., Buchholz, K., Heath, A. & Lynskey, M. (2008). Transitions to Regular Smoking and to Nicotine Dependece in Women using Cannabis. Drug Alcohol Depend, 95, 107-114. Artikel


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