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Besser jetzt als später

Juni 2008

Der Trend ist eindeutig. In Deutschland rauchen immer weniger Menschen. Vor allem unter jungen Menschen ist die Raucherquote gesunken. Eine aktuelle Studie aus den USA konnte sogar aufzeigen, dass junge Erwachsene sehr viel häufiger erfolgreich den Rauchausstieg in Angriff nehmen als ältere. Der Tabakindustrie war dieser Umstand schon länger bewusst, weshalb die Marketingstrategien der letzten Jahre vor allem darauf abzielten, die gesundheitsbewussten jungen Menschen wieder für das Rauchen zu gewinnen. Offenbar ist dies der Zigarettenbranche aber nicht gelungen. Denn mittlerweile hat sich ein gesellschaftliches Klima entwickelt, dass es insbesondere jungen Menschen erleichtert, auf den Glimmstängel zu verzichten.

Betonwand mit Aufschrift Exit und Pfeil nach links, darüber blauber Himmel mit leichter Bewölkung

Bild: saralee / photocase.com

Junge Erwachsene nehmen Rauchausstieg häufiger in Angriff

Die Raucherquote ist besonders unter jungen Menschen auf historisch niedrigem Niveau. So ist der Anteil der 12- bis 17-jährigen Raucherinnen und Raucher von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 18 Prozent im Jahr 2007 zurückgegangen. Diese Entwicklung hat vermutlich mehrere Ursachen. So konnte in einer groß angelegten repräsentativen Studie in den USA nachgewiesen werden, dass junge Menschen generell sehr viel häufiger den Rauchausstieg in Angriff nehmen als ältere. 84 Prozent der 18- bis 24-jährigen Raucherinnen und Raucher haben demnach im letzten Jahr ernsthaft versucht, das Rauchen einzustellen. Hingegen haben nur 66 Prozent der 35- bis 64-Jährigen Rauchausstiegsversuche unternommen. Unter jungen Erwachsenen bleibt auch ein höherer Anteil als in der älteren Untersuchungsgruppe tatsächlich rauchfrei. Das Forschungsteam um Studienleiter John Pierce argumentiert in seinem Artikel, dass junge Menschen unter anderem deshalb mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erfolgreich aus dem Rauchen aussteigen, weil sie es häufiger versuchen. Wird der Rauchausstieg hingegen immer weiter hinauszögert, sinke die Wahrscheinlichkeit für Ausstiegsversuche.

Tabakindustrie versuchte junge Menschen zu ködern

Offenbar war der Tabakindustrie die höhere Ausstiegsquote unter jungen Menschen schon länger bekannt. Recherchen in den internen Unterlagen der US-amerikanischen Zigarettenhersteller konnten aufdecken, dass gezielt Marketingstrategien entwickelt wurden, um junge gesundheitsbewusste Raucherinnen und Raucher, die aussteigen wollen oder erst vor kurzem ausgestiegen sind, wieder für das Rauchen zu gewinnen. Die Vermarktung von so genannten Light-Zigaretten sei ein Beispiel hierfür. Denn in eigenen Studien hat die Tabakindustrie herausgefunden, dass Raucherinnen und Raucher von Light-Zigaretten eine geringere Ausstiegswahrscheinlichkeit aufweisen. Auch Zusätze wie Menthol oder die Reduzierung des Nikotingehalts habe letztlich nur dazu gedient, die jungen Raucherinnen und Raucher bei der Stange zu halten.

Nichtrauchen ist ansteckend

Doch die aktuellen Zahlen belegen, dass die Strategien der Tabakindustrie glücklicherweise nicht aufgegangen sind. Eine Erklärung hierfür liefert eine weitere Studie, die sich mit den Auswirkungen sozialer Netzwerke auf das Rauchen beschäftigt hat. Demnach sei die Entscheidung, nicht mehr zu rauchen, keine ausschließlich individuelle, sondern erfolgt vielmehr unbewusst durch den Einfluss sozialer Gruppen (Meldung vom 30.05.2008). Die Forscherinnen und Forscher rekonstruierten die sozialen Netzwerke von über 12.000 Personen und beobachteten deren Entwicklung über 30 Jahre. Die Ergebnisse zeigen, dass meist ganze Gruppen gleichzeitig aufhörten. Will heißen: Eine einzelne Person mag sich dazu entschieden haben, mit dem Rauchen aufzuhören, aber von einer anderen Perspektive aus betrachtet, tut sie nur das, was auch andere um sie herum tun. Denn das Image vom Rauchen habe sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Raucherinnen und Raucher seien zunehmend an den Rand sozialer Netzwerke gedrängt worden.

Rauchfreie Umgebung entscheidend

Hat sich erst einmal das Nichtrauchen als soziale Norm etabliert, entstehen auch mehr rauchfreie Umgebungen, die wiederum Auswirkungen besonders auf junge Menschen haben. So hat der oben zitierte John Pierce in seiner Studie festgestellt, dass ein entscheidender Faktor für die höhere Ausstiegsraten unter jungen Erwachsenen auf ein rauchfreies Zuhause zurückzuführen ist. Wird in der elterliche Wohnung nicht geraucht, haben die jungen Erwachsenen eine 4-fach höhere Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Rauchausstieg. Wer allerdings den Rauchausstieg vor sich her schiebt, bei dem wird die Ausstiegswahrscheinlichkeit mit zunehmenden Alter abnehmen. Das Motto kann also nur lauten: Besser jetzt als später!


 


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