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GHB - kleine Tropfen mit großer Wirkung

Juni 2023

GHB ist nicht nur ein körpereigener Botenstoff im Gehirn. Als „Liquid Ecstasy“ oder „G“ wird GHB auch als Droge konsumiert, mitunter mit fataler Wirkung. Zwischen Rausch und Koma liegt nur ein schmaler Grat.

Bild: Janski / photocase.de

Der Rausch von GHB ähnelt eher dem von Alkohol, auch wenn der Szenename „Liquid Ecstasy“ anderes verspricht. GHB ist die Abkürzung für Gammahydroxybutyrat. Die Substanz ist in Deutschland als Narkosemittel und als Medikament zur Behandlung von Narkolepsie zugelassen. Unser Körper selbst produziert GHB als Abbauprodukt des Neurotransmitters GABA. GHB wird allerdings auch als illegale Droge konsumiert.

Wirkung von GHB

Bei der Droge GHB handelt sich meist um eine klare, geruchlose Flüssigkeit mit salzigem und leicht seifigem Geschmack. Personen, die GHB konsumieren, fühlen sich entspannt bis euphorisch. Konsumierende benutzen die Droge zum Feiern, um ausgelassen zu tanzen oder einfach, um mehr Spaß zu haben. Unter dem Stichwort „Chemsex“ wird GHB zuweilen auch zur Steigerung der sexuellen Lust verwendet.

Doch die Partylaune ist vielleicht nur wenige Tropfen vom Absturz entfernt. Denn der Unterschied zwischen einer Dosis, die angenehme Effekte erzeugt, und einer lebensbedrohlichen Überdosierung, ist sehr klein und auch nicht bei allen Menschen gleich. Statt mit Euphorie reagieren Konsumierende mit Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Verwirrung. Auch Krampfanfälle wurden beobachtet. Bei hohen Dosen fallen Konsumierende in einen tiefen Schlaf bis hin zum Koma. Konsumierende riskieren auch deshalb eine Überdosis, weil die Wirkstoffkonzentration der illegalen Substanz unbekannt ist und eine genaue Dosierung kaum möglich sein dürfte.

GHB als K.-o.-Tropfen

GHB ist auch unter dem Stichwort „K.-o.-Tropfen“ bekannt geworden. Täter machen sich die betäubende Wirkung von GHB zunutze, um ihre Opfer handlungsunfähig zu machen und sie anschließend auszurauben oder zu vergewaltigen. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass GHB nur für etwa 6-8 Stunden im Blut und 10-18 Stunden im Urin nachweisbar ist. Hinzu kommt, dass GHB einen zeitweisen Gedächtnisverlust zur Folge haben kann. Betroffene erinnern sich nicht mehr, was passiert ist. Bei Verdacht auf eine Vergiftung wird empfohlen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten und die nächste Notaufnahme eines Krankenhauses aufzusuchen, um Urin- und Blutproben sicherzustellen.

Tödliche Überdosis durch GHB, GBL oder BD

Neben GHB werden die Vorläufersubstanzen BD und GBL ebenfalls zu Rauschzwecken missbraucht. BD und GBL werden nach der Einnahme durch körpereigene Enzyme, die auch für den Abbau von Alkohol zuständig sind, zu GHB umgewandelt. BD und GBL erzeugen dadurch auch einen Rausch. Der kann mitunter tödlich enden, wie der Fall eines 25-Jährigen zeigt.

Der 25-Jährige war bereits tot, als ein Freund ihn am Morgen im Hotelzimmer fand. Am Abend zuvor hatten beide gemeinsam gefeiert. Der Verstorbene habe zum ersten Mal BD genommen. Im Blut fanden sich 1.050 Milligramm GHB pro Liter. Todesfälle wurden bereits bei Konzentrationen ab 103 Milligramm pro Liter berichtet. In Kombination mit Alkohol und anderen Drogen seien auch schon niedrigere BD-Konzentrationen bei Todesfällen nachweisbar gewesen.

Es gibt eine Reihe dokumentierter Fälle wie die des 25-Jährigen, in denen GHB, BD oder GBL zum Feiern konsumiert wurden und Überdosierungen tödlich endeten. Aufgrund dessen wurde GHB 2002 unter das Betäubungsmittelgesetz gestellt. BD und GBL sind allerdings weiterhin legal erhältlich, weil beide Substanzen in der industriellen Produktion unter anderem als Lösungsmittel oder in der Kunststoffproduktion Verwendung finden.

Mischkonsum mit GHB erhöht Risiko für Atemstillstand

Hohe Dosen GHB sind lebensbedrohlich, weil die Substanz durch Bindung an GABA-Rezeptoren die Atemsteuerung im Gehirn hemmt. In der Folge nimmt die Anzahl der Atemzüge ab. Das Fachwort lautet Atemdepression. Durch tieferes Einatmen versucht der Körper den drohenden Sauerstoffmangel auszugleichen. Nehmen die Atemzüge weiter ab, kommt das Lungenvolumen jedoch an seine Grenze. Bei einer hohen Dosis GHB droht Atemstillstand.

Häufig wird aber nicht nur GHB konsumiert. Studien legen nahe, dass der Mischkonsum mit anderen Substanzen eher die Regel als die Ausnahme ist. Insbesondere beim Partyfeiern ist oft noch Alkohol mit im Spiel. Das kann fatale Folgen haben. Denn Alkohol führt dazu, dass die Atmung flacher wird. Betroffene atmen pro Atemzug weniger Luft ein. Wenn GHB die Atemfrequenz senkt und Alkohol das Atemvolumen reduziert, ist das eine potentiell tödliche Kombination. Dies gilt auch für den Mischkonsum mit anderen Drogen wie Opiate oder Ketamin, die ebenfalls eine atemdepressive Wirkung haben.

Abhängigkeitsentwicklung mit gefährlichen Entzugserscheinungen

In der Gesamtbevölkerung spielt GHB im Vergleich zu anderen illegalen Drogen wie Cannabis oder Kokain nur eine kleine Rolle. Erhebungen in der Partyszene deuten aber darauf hin, dass der Konsum dort durchaus in einer relevanten Größenordnung betrieben wird. Eine in der Berliner Partyszene durchgeführte Studie ergab, dass immerhin 30 Prozent von 877 Befragten in den letzten 12 Monaten GHB oder GBL konsumiert haben. Rund 9 Prozent haben auch im letzten Monat GHB oder GBL konsumiert.

Mit dem regelmäßigen Konsum steigt nicht nur das Risiko lebensbedrohlicher Folgen, auch kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Konsumierende entwickeln schnell eine Toleranz gegenüber der Droge und müssen immer höher dosieren. Berichten zufolge kann sich bei täglichem Konsum von GHB bereits nach einer Woche eine Abhängigkeit entwickeln.

Insbesondere der abrupte Ausstieg aus dem Konsum kann schwere und mitunter sogar lebensbedrohliche Entzugssymptome nach sich ziehen. Milde Entzugssymptome sind unter anderem Übelkeit, Zittern, Schlafstörungen oder leichte Angstsymptome. Ein schwerwiegenderes Entzugssyndrom kann mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Delirium einhergehen. Lebensbedrohlich wird es, wenn Komplikationen hinzukommen wie Nierenversagen, Krampfanfall oder Herzstillstand. Der Ausstieg aus dem regelmäßigen Konsum von GHB sollte daher im Rahmen einer Entgiftung ärztlich überwacht werden.

Fazit

GHB kommt natürlicherweise im menschlichen Körper vor, wird aber auch als illegale Droge konsumiert. Die industriell verwendeten chemischen Stoffe BD und GBL werden ebenfalls zu Rauschzwecken missbraucht, weil sie im Körper zu GHB umgewandelt werden. Bei einer niedrigen Dosis fühlen sich Konsumierende enthemmt bis euphorisch. Eine Überdosis kann zu Bewusstlosigkeit führen und einen lebensbedrohlichen Atemstillstand zur Folge haben. Der Unterschied zwischen einer Dosis, die angenehme Effekte erzeugt, und einer gefährlichen Überdosierung, ist allerdings sehr klein. Dies gilt insbesondere bei Mischkonsum mit Alkohol und anderen betäubend wirkenden Drogen.

Die Wirkstoffe GHB, GBL oder BD werden auch in krimineller Absicht als „K.-o.-Tropfen“ verwendet. Täter machen sich die betäubende Wirkung zunutze, um ihre Opfer handlungsunfähig zu machen und sie anschließend auszurauben oder zu vergewaltigen.

Bei chronischem Konsum kann sich nach kurzer Zeit eine Abhängigkeit entwickeln. Der abrupte Ausstieg kann schwere Entzugssymptome zur Folge haben, die lebensbedrohliche Zustände mit sich bringen. Die Entgiftung sollte daher ärztlich überwacht werden.

 

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