Anstieg bei der Drogenkriminalität in 2019

23.09.2020

Das Bundeskriminalamt und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung haben den aktuellen Bundeslagebericht zur Rauschgiftkriminalität vorgestellt. Demnach hat die Anzahl der Rauschgiftdelikte in 2019 das neunte Jahr in Folge zugenommen.

Bild: Ralf Geithe / istockphoto.com

Ein zeitweilig wahrnehmbarer Cannabisgeruch war Ausgangspunkt der Ermittlungen. Hinweise aus der Bevölkerung führten die Polizei in Niedersachsen zu einer hochprofessionellen Cannabisplantage. In dem ehemaligen Schweinestall wurden auf rund 1.000 Quadratmetern etwa 2.200 Cannabispflanzen gezüchtet. Die Betreiber hätten nach Angaben des Bundeskriminalamts vermutlich einen hohen fünfstelligen Eurobetrag in den Aufbau und die Ausstattung der Indoor-Anlage investiert.

In ihrem Bericht nennt das Bundeskriminalamt diesen Fall als Beispiel dafür, welch hohe Bedeutung der Anbau von Cannabis in Deutschland inzwischen habe. Die dahinterstehenden Tätergruppierungen würden einen hohen Organisationsgrad aufweisen und große Gewinnspannen erzielen.

Neben Cannabis würden nach Angaben des Bundeskriminalamts alle Arten von Drogen in Deutschland gehandelt. Insgesamt habe es knapp 360.000 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gegeben. Der Anstieg zum Vorjahr betrug 2,6 Prozent. Seit neun Jahren nähme die Zahl der polizeilich registrierten Rauschgiftdelikte zu.

4,5 Tonnen Kokain im Wert von etwa 1 Milliarde Euro entdeckt

Der mit Abstand größte Anstieg bei den Delikten sei in Zusammenhang mit Kokain registriert worden. Dazu beigetragen habe die bislang größte Sicherstellung beim Schmuggel von Kokain. Am 15. Juli 2019 hat der Zoll im Hamburger Hafen 4,5 Tonnen Kokain in einem Container aus Uruguay entdeckt. Das Kokain war in Sporttaschen zwischen Sojabohnen versteckt. Der Container war für den Weitertransport nach Antwerpen in Belgien bestimmt. Der Straßenverkaufswert wurde auf fast 1 Milliarde Euro geschätzt. Der Fall unterstreiche nach Einschätzung des Bundeskriminalamts die Bedeutung Deutschlands als zentrale Anlaufstelle für Kokaingroßlieferungen nach Europa.

Deutschland spiele zudem eine immer größere Rolle bei der Produktion und dem Vertrieb von synthetischen Drogen. 2019 wurden 31 illegale Labore sichergestellt. Im Vorjahr waren es 19, was einem Anstieg um 63 Prozent entspricht. In den meisten Fällen seien es eher kleine Labore zur Versorgung eines lokal begrenzten Abnehmerkreises. Ein Fall aus Nordrhein-Westfalen verdeutliche aber die zum Teil sehr großen Produktionskapazitäten.

Großlabor und illegale Handelsplattform zerschlagen

Nach einem Brand in einer Firmenhalle wurde im April 2019 ein professionelles Großlabor in Nordrhein-Westfalen sichergestellt. Vorgefundene Chemikalien sowie leeres Verpackungsmaterial ließen auf eine Produktionsmenge von mindestens 1.650 Kilogramm Amphetamin schließen. Zur Entsorgung der Produktionsabfälle hätten die Kriminellen ein etwa 12 Meter tiefes Loch in den Boden der Firmenhalle gebohrt. Darin sei eine unbekannte Menge an chemischen Abfällen illegal entsorgt worden, wodurch das Erdreich vermutlich großflächig kontaminiert wurde.

Das Bundeskriminalamt konnte auch Erfolge bei Ermittlungen im Darknethandel erzielen. 2019 wurden die Betreiber der Handelsplattform „Chemical Revolution“ festgenommen. Auf dem deutschlandweit größtem Drogen-Onlineshop seien vor allem synthetische Drogen, aber auch Heroin, Kokain und Cannabis zum Verkauf und zum weltweiten Versand angeboten worden.

Das Bundeskriminalamt betont, dass es trotz des hohen Anonymisierungsgrads im Darknet möglich sei, Tatverdächtige zu identifizieren und illegale Handelswege aufzuklären. „Denn das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Die Rauschgiftkriminalität und der illegale Rauschgifthandel verursachen hohe Schäden sowohl für den Einzelnen, als auch für die Allgemeinheit“, erklärt Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts.

„Drogenkriminalität keine Bagatelle“

Im Umfeld des international organisierten Drogenhandels, insbesondere im Zusammenhang mit Kokain, sei zudem ein Anstieg der Tötungs- und Gewaltdelikte zu beobachten. In den Niederlanden habe es in den letzten Jahren 20 bis 30 Tötungsdelikte pro Jahr gegeben. Bei den Opfern handele es sich in den meisten Fällen um Kriminelle, die sich im Drogenhandel betätigen, vereinzelt aber auch um außenstehende Personen. In Deutschland würden ebenfalls seit Jahren blutige Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Clans ausgetragen. Dabei habe es bereits dutzende Opfer gegeben.

Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, sagt dazu: „Drogenkriminalität ist keine Bagatelle, sondern schafft unermessliches Leid, brutale Gewalt und ist die Basis für viele weitere Delikte der organisierten Kriminalität.“

 

Quellen:


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.