Kombinierter Konsum von Tabak und Cannabis erhöht Risiko für Lungenerkrankung

24.04.2009

Eine der häufigsten Folgen des Tabakrauchens ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, abgekürzt COPD. Teerstoffe werden hierfür verantwortlich gemacht. Von Cannabis ist bekannt, dass beim Rauchen in etwa die gleichen Teerstoffe eingeatmet werden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Cannabis ebenfalls zum Risiko für COPD beiträgt. In einer Studie aus Kanada wurde daher die Frage untersucht, inwiefern sich das Erkrankungsrisiko beim kombinierten Konsum von Cannabis und Tabak verändert.

Die Bezeichnung chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) umfasst die chronische Bronchitis, bei der es zur Entzündung und Einengung der Atemwege kommt sowie das Lungenemphysem, das durch die Zerstörung von Lungengewebe gekennzeichnet ist. Bei etwa neun von zehn an COPD erkrankten Personen ist Tabakrauchen die Ursache. Personen, die an COPD erkranken leiden unter schweren Atemproblemen. Zwischen 200.000 und 300.000 Menschen in Europa sterben jährlich an den Folgen von COPD.

Mit Ausnahme der Hauptwirkstoffe THC und Nikotin enthalten Cannabis und Tabak weitestgehend die gleichen Teerstoffe. Von Cannabiskonsumierenden werden beide Substanzen oft zusammen geraucht. Zwar sind die Auswirkungen des Tabakrauchens sehr gut erforscht, über den kombinierten Konsum von Cannabis und Tabak sowie die Folge von Cannabis alleine ist noch vergleichsweise wenig bekannt. Eine kanadische Forschungsgruppe um Dr. Wan C. Tan ist daher der Frage nachgegangen, welchen Zusammenhang es zwischen COPD sowie dem kombinierten Konsum beider Substanzen gibt.

Dazu hat die Forschungsgruppe eine Zufallsstichprobe von 878 Personen aus Vancouver, Kanada, im Alter von 40 Jahren und älter zu ihren Rauchgewohnheiten und ihrer Krankengeschichte befragt. Zusätzlich wurden Atemtests durchgeführt, um die Lungenfunktion zu überprüfen. 53 Prozent der untersuchten Personen rauchten aktuell oder in der Vergangenheit, 46 Prozent hatten schon mal Cannabis geraucht. Zum Zeitpunkt der Studie rauchten noch 14 Prozent Tabak und/oder Cannabis.

Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde bei 19 Prozent COPD diagnostiziert. Erwartungsgemäß ist Tabakrauchen mit einem erhöhten Risiko für COPD verbunden. Im Vergleich zu nichtrauchenden Personen haben die Raucherinnen und Raucher der Studie eine 2,7-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit an COPD zu erkranken. Das zentrale Ergebnis jedoch lautet: Das Risiko für COPD ist höher, wenn sowohl Tabak als auch Cannabis geraucht wird. Gegenüber Nichtraucherinnen und Nichtrauchern liegt das Risiko dann bei dem 2,9-fachen. Hingegen konnte kein erhöhtes COPD-Risiko für Personen ermittelt werden, die nur Cannabis rauchen. Dies führen die Forscherinnen und Forscher allerdings auf methodische Probleme zurück, da die Stichprobe derjenigen, die nur Cannabis rauchen mit 54 Personen zu klein sei, um statistisch signifikante Effekte zu ermitteln.

Warum es zu einem erhöhten Effekt beim Rauchen von Cannabis und Tabak kommt, können die Autorinnen und Autoren der Studie allerdings noch nicht sagen. Sie vermuten jedoch, dass Cannabis die Sensibilität der Atemwege für die schädlichen Wirkungen des Tabakrauchs erhöht. Zur Erhärtung dieser Hypothese sei aber weitere Forschung notwendig.

Quellen:
Tan, W. C., Lo, C., Jong, A., Xing, L, Fitzgerald, M. J., Vollmer, W. M., Buist, S. A. & Sin, D. D. (2009). Marijuana and chronic obstructive lung disease: a population-based study. CMAJ, 180, 814-820. Artikel
European Lung Foundation


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