Cannabis nicht für Doping geeignet

12.05.2017

Cannabis und Sport? Wie soll das zusammenpassen? Tatsächlich wird Cannabis von der Welt-Anti-Doping-Agentur auf der Liste der verbotenen Substanzen geführt. Aber taugt Cannabis zur Leistungssteigerung? Ein australischer Forscher sagt: Nein.

Snowboarder macht einen Salto

Bild: rcaucino / photocase.de

Ross Rebagliati war der erste Sportler, der eine olympische Goldmedaille im Snowboarden gewann. Das war 1998 bei den Olympischen Winterspielen in Nagano. Kurz nach dem Rennen wurde ihm die Medaille allerdings entzogen, weil in seinem Urin Cannabis nachgewiesen wurde. Der Sportler legte daraufhin Einspruch ein beim Internationalen Sportgerichtshof CAS. Mit Erfolg. Das Gericht hob den Entzug der Goldmedaille umgehend wieder auf, weil THC zur damaligen Zeit noch nicht auf der Verbotsliste des Olympischen Komitees stand. Somit war Rebagliati wieder Olympiasieger.

Der Fall hatte allerdings eine Kontroverse darüber ausgelöst, ob und wie sich Cannabis auf sportliche Leistungen auswirken kann. Ist Cannabis womöglich leistungssteigernd? Michael Kennedy von der University of New South Wales in Australien hat diese Frage systematisch untersucht und alle verfügbaren Studien zum Thema gesichtet.

Cannabis eher leistungsmindernd

Er fand 15 Studien, in denen der Effekt von Cannabis auf die körperliche Leistungsfähigkeit untersucht wurde. Sein Fazit: Keine der Studien hat einen leistungssteigernden Effekt nachweisen können, weder in Bezug auf Kraft noch auf Ausdauer. In vielen Studien war eher das Gegenteil der Fall.

In einer Studie wurde beispielsweise die Belastbarkeit von Patientinnen und Patienten mit Angina Pectoris überprüft. Bei Angina Pectoris verkrampfen sich die Herzkranzgefäße unter Stress oder körperlicher Belastung, was ein schmerzhaftes Gefühl der Brustenge verursacht. Wie sich zeigte verkürzte sich die Zeit bis zu einem Angina-Anfall bei Belastung um 48 Prozent, wenn die Teilnehmenden zuvor Cannabis mit THC geraucht hatten, im Vergleich zu Teilnehmenden, die wirkstofffreien Cannabis zu rauchen bekamen.

Kennedy warnt daher davor, Cannabis als Dopingsubstanz zu missbrauchen. Zum einen sei dadurch keine Leistungssteigerung zu erwarten. Zum anderen werde die Koordination bei sportlicher Betätigung gestört. So brachen in einigen Studien Teilnehmende vorzeitig ab, weil sie zu bekifft waren, um den Aufforderungen der Studienleitung Folge zu leisten.

Verstoß gegen „Sportsgeist“

Leistungssteigerung ist ohnehin nicht das einzige Kriterium für Substanzen, die auf der Dopingliste stehen. Aus Sicht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) reicht es aus, wenn ein Mittel die Gesundheit des Athleten oder der Athletin gefährden könnte und der Gebrauch dieser Substanz gegen den „Sportsgeist“ verstößt. Nach Ansicht von Expertinnen und Experten trifft beides auf Cannabis zu.


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