Rauschtrinken verschlechtert Gedächtnis junger Erwachsener

10.03.2017

Ein Forschungsteam aus Spanien hat nachweisen können, dass regelmäßiges Rauschtrinken das episodische Gedächtnis von Studierenden verschlechtert.

Frau liegt mit Kopf auf Tisch vor halbleeren Alkoholgläsern

Bild: Francesca Schellhase / photocase.de

Am Wochenende lassen es manche Studierenden beim Alkohol gerne mal krachen. Vom Rauschtrinken ist die Rede. Für junge Menschen kann Alkohol allerdings schädlicher sein als für Erwachsene. Bis ins frühe Erwachsenenalter befindet sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung. Wie sich Rauschtrinken über die Jahre auf das Gedächtnis auswirkt, das hat ein Forschungsteam aus Spanien untersucht.

155 Studierende haben an der Längsschnittstudie, die über sechs Jahre ging, teilgenommen. Zu Beginn der Studie waren die Studentinnen und Studenten im Schnitt 18 Jahre alt, zum Ende hin 24. Einige der Studierenden haben regelmäßig Rauschtrinken betrieben, andere nie. Manche der Studierenden haben das Rauschtrinken im Verlauf der Studie aufgegeben.

Episodisches Gedächtnis betroffen

Mit Hilfe verschiedener Tests wurden die Gedächtnisleistungen der Studierenden überprüft. Dabei zeigte sich, dass die Gruppe der Studierenden, die durchgehend Rauschtrinken betrieben hat, keine schlechteren Ergebnisse bei Tests ablieferte, in denen es um das schlichte Lernen von Wortlisten ging. War eine komplexere Merkfähigkeit gefragt, machten sich jedoch Defizite bemerkbar.

Diese zeigten sich in einem Test, in dem das episodische Gedächtnis geprüft wurde. Den Probandinnen und Probanden wurden zwei Geschichten vorgelesen, die sie im Anschluss nacherzählen mussten. Eine halbe Stunde später wurden erneut Wissensfragen zu den Geschichten gestellt. Teilnehmende, die im gesamten Studienzeitraum Rauschtrinken betrieben haben, schnitten dabei signifikant schlechter ab, als Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die nur mäßig Alkohol tranken.

Das Forschungsteam sieht darin eine Bestätigung ihrer Annahme, dass sich Alkohol schädlich auf die Gehirnentwicklung junger Menschen auswirkt. Frühere Studien haben gezeigt, dass insbesondere der Hippocampus betroffen ist. Diese Hirnregion ist eine wichtige Schaltzentrale für das Abspeichern neuer Informationen in das Langzeitgedächtnis. Studienleiterin Carbia und ihr Team vermuten, dass die schlechteren Gedächtnisleistungen der Studierenden eine Folge der schädlichen Einflüsse von Alkohol auf den Hippocampus sind.

Gehirn erholt sich nach Ausstieg

Die Studie aus Spanien hat allerdings auch einen Lichtblick zu liefern. So wiesen Studierende, die das Rauschtrinken im Verlauf der Studie aufgegebenen haben, bessere Gedächtnisleistungen auf, als Teilnehmende, die durchgehend Rauschtrinken betrieben haben. Dies spricht dafür, dass sich das Gehirn auch wieder erholen kann. Allerdings dauert die Regeneration eine Weile, da nur jene Studierenden sich verbesserten, die seit mindestens 22 Monaten keinen Alkoholrausch mehr hatten.

Quelle:
Carbia, C., Cadaveira, F., Caamaño-Isorna, F., Rodríguez-Holguín, S. & Corral, M. (2017). Binge drinking during adolescence and young adulthood is associated with deficits in verbal episodic memory. PLoS ONE, 12(2), e0171393.


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