Cannabiskonsum und Suizidalität steigen in den USA

22.09.2021

In den USA ist der Cannabiskonsum in den letzten Jahren deutlich angestiegen. In einer großen Studie konnte aufgezeigt werden, dass parallel zu dieser Entwicklung auch die Suizidalität unter jungen Erwachsenen der US-amerikanischen Bevölkerung zugenommen hat.

Bild: Eliza / photocase.de

Immer mehr Erwachsene in den USA greifen regelmäßig zum Joint. Zwischen 2008 und 2019 hat sich die Zahl der Konsumierenden von rund 23 Millionen auf 45 Millionen etwa verdoppelt. Die Zahl der täglich Kiffenden hat sich von 3,6 Millionen auf 9,8 Millionen Erwachsene sogar nahezu verdreifacht.

Im gleichen Zeitraum gab es in der US-amerikanischen Bevölkerung eine deutliche Zunahme bei der Anzahl an Menschen, die unter einer Depression leiden. Damit einhergehend hat auch die Suizidalität zugenommen. Unter dem Begriff Suizidalität werden Handlungen, aber auch Gedanken zusammengefasst, die darauf ausgerichtet sind, den eigenen Tod herbeizuführen.

Eine Forschungsgruppe des National Institute on Drug Abuse in den USA hat sich die Entwicklung dieser zwei Phänomene, Cannabiskonsum und Suizidalität, genauer angeschaut. Studienleiterin Beth Han und ihr Team haben dazu repräsentative Befragungsdaten von über 280.000 jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren ausgewertet.

Für ihre Studie hat das Forschungsteam die Befragten je nach Konsumstatus in eine von vier Gruppen eingeteilt: Personen ohne Cannabiskonsum im letzten Jahr, mit nicht-täglichem Konsum, mit täglichem Konsum oder mit einer Cannabiskonsumstörung. Personen mit einer Cannabiskonsumstörung sind dadurch gekennzeichnet, dass sie weiter konsumieren, obwohl sie bereits negative Konsequenzen wegen des Kiffens erlebt haben.

Suizidalität steigt mit Intensität des Cannabiskonsums

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass jeglicher Cannabiskonsum im letzten Jahr mit erhöhter Suizidalität im Zusammenhang steht und diese bei stärkerem Cannabiskonsum zunimmt. Unter den Personen mit einer Depression haben sich 3 Prozent der cannabisabstinenten Menschen im letzten Jahr gedanklich mit Suizid beschäftigt. In der Gruppe der nicht-täglich kiffenden Personen haben sich 7 Prozent mit einer möglichen Selbsttötung befasst. Bei täglich Konsumierenden traf dies auf 9 Prozent zu und unter den Personen mit einer Cannabiskonsumstörung waren sogar 14 Prozent suizidal.

Besonders betroffen waren Frauen. Während beispielsweise 16 Prozent der Männer mit einer Cannabiskonsumstörung und einer Depression im letzten Jahr konkrete Pläne für einen Suizid entwickelt haben, traf dies auf 24 Prozent der Frauen zu, die unter einer Depression litten und cannabisabhängig waren. Im Zeitraum von 2008 bis 2019 ist die Zahl der vollendeten Suizide unter Frauen zudem stärker angestiegen als unter Männern.

Frühzeitige Hilfsangebote wichtig

Zwar kann die Studie nicht belegen, dass es zwischen Cannabiskonsum und Suizidalität einen ursächlichen Zusammenhang gibt, die Ergebnisse unterstreichen aber, dass Cannabis eine Rolle dabei spielen könnte. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass junge Erwachsene mit Depressionen besonders geneigt sind, Cannabis zu konsumieren. Nach Einschätzung des Forschungsteams würde nicht nur die generell erhöhte Verfügbarkeit von Cannabis in den USA dazu beitragen. Der Glaube, dass Cannabis als Medizin bei gesundheitlichen Problemen hilft, würde diese Entwicklung ebenfalls befördern.

„Suizid ist eine der häufigsten Todesursachen unter jungen Erwachsenen in den Vereinigten Staaten“, erklärt Beth Han. Sowohl Depressionen als auch problematischer Cannabiskonsum seien behandelbar. Es sei daher wichtig, die Zusammenhänge mit Suizidalität besser zu verstehen, um den Menschen, die gefährdet sind, frühzeitig Hilfeangebote machen zu können.

In akuten Notlagen gibt es auch folgende Beratungsmöglichkeiten:

  • Das Kinder- und Jugendtelefon vom Verein „Nummer gegen Kummer e. V.“ steht unter der 116 111 montags bis samstags von 14-20 Uhr kostenlos zur Verfügung.
  • Die Telefon-Seelsorge ist rund um die Uhr kostenlos unter der 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar.
  • Darüber hinaus kann auch die Online-Beratung von drugcom.de werktags zwischen 15-17 Uhr bei persönlichen Fragen und Problemen genutzt werden.

 

Quellen:


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.