Haaranalyse kein sicherer Hinweis auf Cannabiskonsum

06.11.2015

Der Nachweis von Cannabis im Haar galt als sicher. Ein Forschungsteam der Universität Freiburg hat nun im Selbstversuch herausgefunden, dass sowohl ein positives wie auch ein negatives Ergebnis täuschen können.

Mann mit Rastalocken

Bild: mathias the dread / photocase.com

Toxikologen dürften so manchem Kiffer schon schlaflose Nächte beschert haben. Ihr Job ist es, nachzuweisen, ob eine Person gekifft hat oder nicht. Geht es beispielsweise um den Führerschein, wird dieser bei einem positiven Befund in der Regel eingezogen und kann nur mit Hilfe einer medizinisch-psychologischen Untersuchung wiedererlangt werden.

Der Nachweis von Cannabis oder seinen Abbauprodukten erfolgt meist durch die Analyse von Blut, Urin oder Haarproben. Bei einer Haaranalyse galt der Nachweis des Cannabiswirkstoffs THC oder des Abbauprodukts THC-COOH bisher als sicherer Hinweis darauf, dass die Person Cannabis konsumiert hat. Das Team um den Toxikologen Volker Auwärter hat nun im Selbstexperiment zeigen können, dass diese Schlussfolgerung nicht immer korrekt ist.

Der Studienleiter und eine weitere Person aus dem Forschungsteam haben über einen Monat täglich dreimal 2,5 Milligramm Dronabinol oral eingenommen, also geschluckt. Dronabinol ist halbsynthetisch hergestelltes THC. Die gewählte Dosis sei eher gering und würde einem moderaten Cannabiskonsum entsprechen. Vom ersten Tag der Einnahme bis einen Monat nach dem letzten Konsum hat das Team sowohl Haare als auch Schweiß und Talg - das ist eine Fettschicht, die auf der Haut gebildet wird - auf THC und sein Abbauprodukt THC-COOH getestet.

Kein THC im Haar

Sowohl in Schweiß als auch in Talg war das Abbauprodukt THC-COOH messbar, teils sogar noch einen Monat nach der letzten Einnahme von Dronabinol. Allerdings konnte THC an keinem Tag der Studie in den Haaren nachgewiesen werden, weder in Kopfhaaren noch anderen Körperhaaren. Daraus zieht das Forschungsteam die Schlussfolgerung, dass THC nicht über die Blutbahn ins Haar gelangt.

Hingegen konnte das Abbauprodukt THC-COOH zwar in Haaren nachgewiesen werden, allerdings auch in Segmenten, die schon drei Wochen vor Beginn der THC-Einnahme gewachsen waren. Das Cannabinoid muss also von außen auf die Haare gelangt sein, vermutlich durch Schweiß oder Talg.

Übertragung durch Körperkontakt möglich

Schon das Hantieren mit Cannabis könne daher eine positive Haaranalyse nach sich ziehen, wenn man sich beispielsweise mit den Händen durchs Haar fährt. Denkbar sei auch, das THC oder seine Abbauprodukte von einer Person auf eine andere übertragen werden, wenn es zu Körperkontakt kommt.

„Die neuen Erkenntnisse sind insbesondere bei Analysen von Kinderhaarproben im Rahmen von Sorgerechtsfragen von Bedeutung, da eine Cannabinoid-Übertragung bei engem Körperkontakt besonders wahrscheinlich ist und zu völlig falschen Rückschlüssen führen kann“, sagt Professor Auwärter.

In einigen Ländern werden Drogentests auch bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern oder vor Einstellungen durchgeführt, erläutert Auwärter weiter. Im Falle einer Fehlinterpretation aufgrund einer fälschlich positiven Haaranalyse könnte diese den Verlust des Arbeitsplatzes oder den Ausschluss vom Bewerbungsverfahren nach sich ziehen.

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