Hochpotenter Cannabis schadet mehr als normales Gras

24.08.2022

Wie wirken sich hochpotente Cannabisprodukte auf die psychische Gesundheit aus? Ein britisches Forschungsteam hat sämtliche Studien zum Thema gesichtet.

Bild: birdys / photocase.de

THC ist der wichtigste Wirkstoff der Cannabispflanze, wenn es um den Rausch geht. Studien zufolge ist der Wirkstoffgehalt in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Speziell gezüchtete Marihuanasorten enthalten besonders viel THC. Aber auch das aus dem Harz der Cannabispflanze gewonnene Haschisch ist inzwischen stärker als normales Gras, das nicht hochgezüchtet wurde.

Einiges deutet daraufhin, dass die Risiken für die psychische Gesundheit steigen, je intensiver der Konsum ist. Und klar ist, dass hochpotente Cannabisprodukte intensiver wirken als normales Marihuana oder Haschisch. Ein britisches Forschungsteam unter der Leitung von Kat Petrilli hat sämtliche Studien zum Thema ausgewertet und eine Übersichtsarbeit erstellt. Von über 4.000 gesichteten Artikeln wurden 20 einem so genannten systematischen Review unterzogen.

Risiko für Psychose steigt bei Konsum hochpotenter Cannabisprodukte

Laut den Ergebnissen steigt vor allem das Psychoserisiko mit dem Konsum hochpotenter Cannabissorten. Dies gilt besonders bei täglichem Konsum. Zudem sind Konsumierende mit einer Vorliebe für hochpotenten Cannabis vergleichsweise jung, wenn eine Psychose bei ihnen ausbricht. Im Vergleich zu anderen Personen, die unter einer Psychose leiden, haben sie auch ein erhöhtes Risiko für einen Rückfall in die Psychose.

Allerdings muss hinzugefügt werden, dass nicht gänzlich geklärt ist, ob und in welchem Maße hochpotenter Cannabis ursächlich zum Psychoserisiko beiträgt. Der umgekehrte Fall sei ebenfalls denkbar. Menschen, die beispielsweise aufgrund ihrer Gene stärker gefährdet sind für eine Psychose, könnten eine Vorliebe für Cannabis entwickeln. In der Wissenschaft gibt es eine Debatte darüber, ob hochpotenter Cannabis eine psychotische Erkrankung wie Schizophrenie verursachen kann.

Zusammenhang zwischen hochpotentem Cannabis und Cannabisabhängigkeit

Ein weiteres Ergebnis betrifft die Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit. Über alle relevanten Studien hinweg zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Schwere der Cannabisabhängigkeit und dem Gebrauch von hochpotentem Cannabis. Beispielsweise liefert eine Studie einen Beleg dafür, dass die Inanspruchnahme von Drogenberatung steigt, wenn die Verbreitung hochgezüchteter Cannabissorten zunimmt.

Weniger eindeutig sei die Forschungslage bei Angststörungen und Depressionen. Zwar gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen hochpotentem Cannabis und Angststörungen nahelegen. Es gibt aber auch Studien, die keinen Zusammenhang gefunden haben. Auch reiche die Qualität dieser Untersuchungen oft nicht aus, um eindeutige Aussagen zu treffen. Nach Einschätzung des Forschungsteams lasse die Studienlage auch keine klare Aussage zu, ob es einen Zusammenhang zwischen hochpotentem Cannabis und Depressionen gibt.

Aufgrund der erhöhten Risiken für Psychose und für eine Cannabisabhängigkeit empfehlen die Forscherinnen und Forscher, zur Schadensminimierung auf den Konsum von hochpotenten Cannabissorten zu verzichten.

 

Quelle:

Petrilli, K., Ofori, S., Hines, L., Taylor, G., Adams, S. & Freeman, T. P. (2022) Association of cannabis potency with mental ill health and addiction: a systematic review. The Lancet, https://doi.org/10.1016/S2215-0366(22)00161-4


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