Junge Studierende, die Rauschtrinken betreiben, haben ähnliche Hirnstrommuster wie Alkoholabhängige

06.10.2017

Rauschtrinken scheint einer Studie zufolge die Hirnaktivität junger Erwachsener zu verändern. Dies sei möglicherweise ein früher Hinweis auf Hirnschäden.

EEG-Kurven

Bild: dule964 / Fotolia.com

Unser Gehirn steht unter Strom. Jede Nervenzelle produziert kleine elektrische Impulse. Im Zusammenspiel aller Nervenzellen ergibt sich ein Hirnstrommuster, das sich durch Elektroden ableiten und aufzeichnen lässt. Im Elektroenzephalogramm (EEG) bilden sich Kurven ab, die je nach geistiger Aktivität ein anderes Muster aufweisen.

Studien zufolge kann das Rauschtrinken die kognitive Leistungsfähigkeit schon in jungen Jahren mindern. Studienleiter Eduardo López-Caneda und sein Team wollten herausfinden, ob die Erfahrung mit Rauschtrinken auch im Hirnstrommuster sichtbar wird, wenn das Gehirn im Ruhezustand ist, also nicht durch kognitive Tests beansprucht wird.

Das Team hat dazu 80 Erstsemester-Studierende untersucht. Das Durchschnittsalter lag bei 18 Jahren. Die Hälfte der Teilnehmenden war in den letzten 30 Tagen mindestens einmal betrunken. Die andere Hälfte der Teilnehmenden hatte noch nie einen Alkoholrausch. Ein Alkoholrausch gilt üblicherweise dann als wahrscheinlich, wenn Männer mindestens fünf und Frauen vier oder mehr alkoholische Getränke innerhalb von zwei Stunden getrunken haben.

Verstärkte Hirn-Aktivität in bestimmten Frequenzbereichen

Im direkten Gruppenvergleich zeigten sich deutliche Unterschiede in der Hirnaktivität. So konnte bei Studierenden mit Erfahrung im Rauschtrinken eine verstärkte Aktivität im Bereich der Beta- und Thetawellen nachgewiesen werden. Was hat das zu bedeuten?

Das Auftreten von Beta-Wellen bei geöffneten Augen und Theta-Wellen bei geschlossenen Augen ist durchaus normal. Eine vergleichsweise starke Aktivität in diesen Frequenzbereichen deutet nach Angabe des Forschungsteam aber auf eine Überaktivierung des Gehirns hin. Dies könne zur Folge haben, dass die Betroffenen weniger gut auf externe Reize reagieren können und die Informationsverarbeitung im Gehirn schneller überlastet ist.

Überraschenderweise würden die veränderten Hirnstrommuster der jungen Studierenden denen von Alkoholabhängigen ähneln. Allerdings erfüllte noch keiner der Studierenden die Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit. Das Forschungsteam vermutet daher, dass die auffälligen EEG-Muster erste Hinweise auf Hirnschäden oder Entwicklungsverzögerungen sein könnten. Denn das Gehirn befindet sich im Alter von 18 Jahren noch in der Entwicklung.


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