Kiffer überschätzen Cannabiskonsum anderer

17.05.2023

Laut einer Studie aus Kanada überschätzen die meisten regelmäßig Konsumierenden den Cannabiskonsum anderer Menschen.

Bild: fotosipsak / istockphoto.com

 

Was schätzt du, wie viel Prozent deiner Altersgruppe kiffen? Ein Forschungsteam hat Männern und Frauen mit regelmäßigem Cannabiskonsum Fragen dieser Art gestellt. Bisherige Studien zu Alkohol und Tabak kommen zu dem Ergebnis, dass viele Menschen den Konsum Gleichaltriger überschätzen. Ist das ein Problem? Ja, wenn man der Theorie der sozialen Normen folgt.

Die Theorie besagt, dass wir uns bewusst oder unbewusst an dem orientieren, was wir als „normal“ wahrnehmen. Häufig vertun wir uns aber beim Schätzen. Fehleinschätzung können wiederum Auswirkungen auf das eigene Verhalten haben. Wir sind eher geneigt, mehr Alkohol zu trinken, wenn wir glauben, dass das normal ist. Untersuchungen mit Studierenden haben dieses Phänomen bestätigt.

Studienleiter John Cunningham und sein Team wollten herausfinden, ob das Phänomen auch auf Cannabis zutrifft. 744 Erwachsene im Alter von durchschnittlich 36 Jahren haben an der Befragung teilgenommen. Die Teilnehmenden kifften nicht nur regelmäßig, sie machten sich auch bereits Gedanken über ihren eigenen Konsum.

Nicht-Kiffen ist der Normalfall

Die Auswertung zeigt: In allen Altersklassen haben sich die Befragten teils deutlich verschätzt, was den Cannabiskonsum anderer Menschen betrifft. Im Schnitt glaubten 55 Prozent der Befragten, dass Personen ihrer Altersklasse und ihres Geschlechts wöchentlich kiffen. In Wirklichkeit treffe dies nach Angaben des Forschungsteams aber auf weniger als 10 Prozent der kanadischen Bevölkerung zu.

Auf die Frage, wie viele Menschen in den letzten drei Monaten nicht konsumiert haben, verschätzten sich die meisten Befragten ebenfalls. Beispielsweise schätzten 18- bis 24-Jährige, dass etwa vier von zehn Personen ihrer Altersklasse nicht gekifft haben. Tatsächlich waren es sechs von zehn. Nicht das Kiffen, sondern das Nicht-Kiffen scheint der Normalfall in Kanada zu sein.

Selbsttest zur Verbreitung des Drogenkonsums in Deutschland

Aus Sicht des Forschungsteams sei es sinnvoll, derartige Fehleinschätzungen durch Präventionsmaßnahmen zu korrigieren. Dazu sollten die Menschen über die wahre Verbreitung des Konsums aufgeklärt werden.

Wer sich selbst testen und wissen möchte, wie verbreitet der Drogenkonsum in Deutschland ist, kann dies unter dem Menüpunkt Verbreitung des Drogenkonsums tun. In einem ersten Schritt kann man die Verbreitung von Alkohol, Tabak, Cannabis oder anderen illegalen Drogen schätzen. In einem zweiten Schritt wird angezeigt, was repräsentative Studien dazu herausgefunden haben.

 

Quellen:

  • Cunningham, J. A., Schell, C., Bertholet, N., Wardell, J. D., Quilty, L. C. & Godinho, A. (2023). Normative Misperceptions About Cannabis Use in a Sample of Risky Cannabis Users. Substance Abuse: Research and Treatment, 17(1-4). https://doi.org/10.1177/11782218231166809
  • Foxcroft, D. R., Moreira, M. T., Almeida Santimano, N. M. L. & Smith, L. A. (2015). Social norms information for alcohol misuse in university college students (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 1. Art. No.: CD006748. DOI: 10.1002/14651858.CD006748.pub3. https://doi.org/10.1002/14651858.CD006748.pub4

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