Rückstände von Kokain im Abwasser nehmen zu

26.04.2023

Aktuelle Abwasseranalysen deuten auf eine Zunahme des Kokainkonsums in europäischen Städten hin.

Bild: Frank Wagner / istockphoto.com

„Abwasserproben können aufschlussreiche Geschichten über das Leben der Bevölkerung erzählen“, sagt Alexis Goosdeel, Direktor der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, kurz EMCDDA. Der aktuelle Plot handelt von einer europäischen Bevölkerung, die je nach Region zwar etwas unterschiedliche Vorlieben hat, was den Konsum von Drogen betrifft. Doch die Analysen machen auch deutlich: Alle untersuchten Drogen finden sich in fast jeder Stadt Europas.

Seit 2011 wird das Abwasser europäischer Städte regelmäßig auf Drogenrückstände analysiert. Die letzte Erhebung fand zwischen März und April 2022 in 104 Städten und 21 Ländern statt. Die Abwasserproben geben Rückschluss über die Konsumgewohnheiten von 54 Millionen Menschen in Europa und in der Türkei.

Höchste Werte für Kokain in Antwerpen

Ein Ergebnis hebt die EMCDDA aktuell hervor. Seit 2016 nimmt der Anteil einer Substanz namens Benzoylecgonin beständig zu. Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt, das nur im menschlichen Körper entsteht, wenn die Person Kokain konsumiert. Es wird über den Urin wieder ausgeschieden und gelangt so ins Abwasser. Die höchsten Werte finden sich im westlichen und südlichen Europa, besonders in Belgien, Spanien, Portugal und den Niederlanden.

Europas „Hauptstadt“ für Kokain ist das niederländische Antwerpen. Ein Grund hierfür dürfte der Hafen sein. Neben Rotterdam gilt der Hafen von Antwerpen als ein wichtiger Umschlagplatz für Kokain aus Südamerika. Einer Studie von Europol zufolge haben Drogenkartelle allein im Jahr 2022 mindestens 200 Tonnen Kokain über die Häfen von Antwerpen und Rotterdam in die Europäische Union geschmuggelt.

Crystal Meth auf niedrigem Niveau, aber zunehmend

Ebenfalls zunehmend, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau als Kokain, ist der Nachweis von Methamphetamin im Abwasser. Die auch als Crystal Meth bekannte Drogen konzentriere sich „traditionell“ in Tschechien und der Slowakei, berichtet die EMCDDA. Die Droge sei aber auch in Belgien, Zypern, dem Osten von Deutschland, Spanien, der Türkei und verschiedenen nordeuropäischen Städten präsent. In fast zwei Drittel der Städte, in denen das Abwasser auf Methamphetamin untersucht wurde, gab es eine Zunahme.

Bei Amphetamin, MDMA und Cannabis gab es keinen eindeutigen Trend. Ein Teil der Städte berichtet eine Zunahme, ein anderer eine Abnahme oder keine Veränderung beim Nachweis der Substanzen im Abwasser.

Seit 2022 wird zusätzlich nach Ketamin im Abwasser gefahndet. Die höchsten Werte werden in Dänemark, Italien, Spanien und Portugal gemessen. Rückstände von Ketamin seien aber laut EMCDDA auf einem sehr niedrigen Level. Bei Ketamin handelt es sich um ein Narkosemittel, dass auch zu Rauschzwecken missbraucht wird.

 

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