Kognitive Defizite bei gelegentlichem Kokainkonsum

20.04.2012

Chronischer Kokainkonsum schädigt das Gehirn. Das ist bekannt. Doch was ist, wenn nur hin und wieder mal eine „Line Koks“ zum Aufputschen gesnieft wird? Hat gelegentlicher Konsum bereits messbare Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit? Britische Wissenschaftlerinnen haben hierzu eine Studie durchgeführt.

Zwei Lines Kokain auf einem Spiegel mit einer Rasierklinge daneben.

Bild: gbrundin / istockphoto.com

Kokain macht wach und hebt die Stimmung. Auf manche Menschen übt die Droge daher einen besonderen Reiz aus. Doch nicht jede Person, die Kokain konsumiert, wird davon abhängig. Ein Teil konsumiert nur gelegentlich auf Partys oder ähnlichen Anlässen. Während die neuropsychologischen Folgen des chronischen Kokainkonsums wissenschaftlich gut untersucht sind, ist jedoch noch wenig bekannt darüber, ob und wie sich gelegentliches „Koksen“ auf das Gehirn auswirkt.

Um diese Lücke zu schließen, haben vier Wissenschaftlerinnen der University of East London 17 Kokainkonsumierende zu einer Studie eingeladen. Im Schnitt konsumierten die Beteiligten einmal im Monat maximal 2 Gramm Kokain. Das Durchschnittsalter betrug 28,6 Jahre. Mit Hilfe einer neuropsychologischen Testbatterie wurden verschiedene kognitive Funktionen des Gehirns überprüft, darunter zum Beispiel Aufgaben in denen das Kurzzeitgedächtnis oder die Aufmerksamkeit gefragt waren.

Zum Vergleich wurden 24 altersgleiche Kontrollpersonen mit einem ähnlichen Bildungshintergrund wie die Gruppe der Kokainkonsumierenden in die Studie einbezogen. Beide Untersuchungsgruppen hatten zudem Erfahrung mit anderen Drogen, was eine gute Vergleichbarkeit der Untersuchungsgruppen gewährleisten sollte. Keine Personen der Kontrollgruppe hatte bislang jedoch Erfahrung mit Kokain.

Leichte Defizite

Die Ergebnisse machten deutlich, dass Kokainkonsumierende im Vergleich zur Kontrollgruppe in fast allen Tests signifikant schlechtere Leistungen ablieferten. Allerdings waren die Defizite noch in einem Bereich, der als klinisch unauffällig gewertet wird. Studienleiterin Kirstie Soar und ihr Team vermuten, dass die meisten der beteiligten Kokainkonsumierenden subjektiv keine Einbußen wahrnehmen und auch keine konkreten Folgen im Alltag spüren.

Dennoch konnte mit der Studie ein Beleg dafür erbracht werden, dass bereits gelegentlicher Kokainkonsum leichte kognitive Defizite nach sich zieht. Ein Nachteil der Studie ist jedoch die relativ kleine Stichprobe. So konnte keine Dosis-abhängige Beziehung zwischen dem Ausmaß des Kokainkonsums und den Testleistungen ermittelt werden. Es ist daher nicht ganz auszuschließen, dass die Defizite schon vor dem Einstieg in den Kokainkonsum vorhanden waren.

Weitere Studien seien daher notwendig, schreiben die Autorinnen in ihrem Fachartikel. Aufgabe zukünftiger Studien sei es auch, zu untersuchen, ob und wie sich leichte kognitive Defizite im Alltag der Betroffenen bemerkbar machen.

Quelle:
Soar, K., Mason, C., Potton, A. & Dawkins, L. (2012). Neuropsychological effects associated with recreational cocaine use. Psychopharmacology, DOI 10.1007/s00213-012-2666-4. PDF


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