Kognitive Einbußen durch Ecstasy auch genetisch bedingt

30.12.2011

An der neurotoxischen Wirkung von Ecstasy bestehen kaum noch Zweifel. Doch der Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit scheint eher gering zu sein. In einer aktuellen Studie aus Spanien wurden nun Hinweise darauf gefunden, dass genetische Unterschiede Einfluss darauf haben, in welchem Maße Personen anfällig sind für kognitive Einbußen durch Ecstasy.

Ausdruck einer Gensequenz - Buchstaben GTCA

Bild: alanphillips / istockphoto.com

Der Wirkstoff MDMA, auch bekannt als Ecstasy, bewirkt im Gehirn eine vermehrte Ausschüttung des Neurotransmitters Serotonin. Doch der Eingriff in die Hirnchemie bleibt nicht ohne Folgen. In der Forschung mehren sich die Hinweise, dass Ecstasy neurotoxisch wirkt, wobei besonders serotonerge Nervenzellen betroffen sind.

Serotonin ist ein Botenstoff, der unter anderem für die Gedächtnisbildung eine Rolle spielt. Wenn Ecstasy serotonerge Nervenzellen schädigt, so müsste sich dies auch in Gedächtnisdefiziten bemerkbar machen. Tatsächlich hat die Forschung Belege hierfür hervorgebracht. Je mehr Ecstasy konsumiert wird, desto stärker ausgeprägt sind die Einbußen in der Merkfähigkeit. Allerdings ist der Effekt insgesamt betrachtet eher gering und fällt bei Konsumierenden sehr unterschiedlich aus, was den Verdacht nährt, dass noch andere individuelle Faktoren beteiligt sind.

Bekannt ist, dass Gene den Serotoninhaushalt beeinflussen. Ein spanisches Forschungsteam um Studienleiter Rafael de la Torre hat den Fokus seiner Studie daher auf genetische Unterschiede gelegt. Ziel war es, den Effekt von Ecstasykonsum auf die kognitive Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung bestimmter Gene zu ermitteln. 263 Personen wurden hierzu einer umfangreichen Testprozedur unterzogen. 60 Personen hatten Erfahrung mit Ecstasy und anderen Drogen, 110 der Beteiligten nur mit Cannabis. 93 Personen hatten keine Drogenerfahrung.

Wie schon in früheren Studien, so zeigte sich auch in dieser Untersuchung, dass Ecstasykonsumierende im Vergleich zu abstinenten Personen und Cannabiskonsumierenden schlechter in kognitiven Leistungstests abschneiden. Je mehr Ecstasypillen sie in ihrem Leben konsumiert hatten, umso niedriger fielen die Werte in Gedächtnistests und bei Aufgaben zur Aufmerksamkeit aus.

Aber nicht nur Ecstasy allein hatte einen Effekt. Es zeigte sich, dass die Leistungsunterschiede bei den Ecstasykonsumierenden zum Teil auf genetische Unterschiede zurückgeführt werden konnten. Lag eine bestimmte Genvariante vor, so zeigte sich eine Art Wechselwirkung mit Ecstasy. Diese führt dazu, dass die kognitiven Leistungen besonders schlecht ausfielen.

Das bedeutet: Ecstasykonsum hat für sich genommen vermutlich nur einen geringen Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Bei Personen mit bestimmten Genen kann der Effekt jedoch individuell wesentlich ausgeprägter zum Vorschein kommen. Die betroffenen Personen sind also besonders empfänglich für Ecstasy-bedingte Einbußen in der Merkfähigkeit. Dabei gilt wohlgemerkt immer ein Dosis-Wirkungs-Verhältnis: Je mehr konsumiert wird, desto stärker sind die Defizite.

Quelle:
Cuyàs, E., Verdejo-García, Fagundo, A., Khymenets, O., Rodríguez, J., Cuenca, A., de Sola Llopis, S., Langohr, K., Peña-Casanova, J., Torrens, M., Martín-Santos, R., Farré, M. & de la Torre, R. (2011). The Influence of Genetic and Environmental Factors among MDMA Users in Cognitive Performance. PLoS one, 6(11): e27206. doi:10.1371/journal.pone.0027206. Artikel


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