Kognitives Training gegen Drogenkonsum

26.02.2016

Ein Forschungsteam aus den USA hat in einem Tierexperiment nachweisen können, dass kognitives Training über längere Zeit gegen die Verlockungen von Kokain schützen kann.

Graue Maus auf Holzboden

Bild: BillionPhotos.com / Fotolia.de

Hurra, ich hab‘s gefunden! So in etwa darf man sich die Reaktion der Maus vorstellen, die in einem Experiment an der Berkeley Universität gerade einen leckeren Honig-Nuss-Kringel ausgegraben hat. Auch wenn angezweifelt werden darf, dass sich das Verhalten einer Maus eins-zu-eins auf den Menschen übertragen lässt, in der Wissenschaft werden die kleinen Nagetiere dennoch gerne verwendet, um Hinweise darauf zu bekommen, in welchem Maße sich bestimmte Maßnahmen auf das Verhalten auswirken.

In diesem Falle ging es um die Frage, ob kognitives Training die Widerstandsfähigkeit erhöht gegenüber den Verlockungen von Kokain. Das kognitive Training fand in einem speziell präparierten Käfig statt. Darin befanden sich mehrere mit Holzspänen bedeckte Schalen, die mit unterschiedlichen Duftstoffen versehen wurden. Die Aufgabe der Mäuse bestand darin, den Honig-Nuss-Kringel zu finden. Zur Belohnung durften die Mäuse ihr Fundstück verspeisen.

Verschiedene Hinweisreize

Die Käfigaufteilung, das Aussehen der Schalen und die verwendeten Duftstoffe wurden jedoch systematisch variiert. So blieb die Aufgabe eine Herausforderung, weil die Mäuse immer wieder von neuem lernen mussten, welche Hinweisreize zur Belohnung führen. Das kognitive Training erfolgte an neun aufeinanderfolgenden Tagen. Anschließend verweilten die Mäuse vier Wochen lang ohne Training in ihren normalen Käfigen.

Es folgte eine Prozedur, in der getestet wurde, wie stark sich die Mäuse durch die Möglichkeit verlocken lassen, an Kokain zu gelangen. Dazu wurden sie in einen weiteren Käfig gesetzt, der in zwei unterschiedlich gestaltete und miteinander verbundene Testkammern aufgeteilt war. Das Forschungsteam hat zunächst beobachtet, welche Kammer die Maus bevorzugt. Die Tiere bekamen sodann acht Tage lang Kokain gespritzt und wurden direkt nach jeder Injektion für 15 Minuten in die Kammer gesetzt, die sie nicht bevorzugt hatten. Der Zugang zur anderen Kammer war ihnen solange versperrt. Dadurch sollte die Maus lernen, dass eine bestimmte Kammer mit Kokain in Verbindung steht.

Die gleiche Prozedur, nur ohne vorheriges kognitives Training, erfolgte auch mit einer weiteren Gruppe von Mäusen. Während ihre Artgenossen Hirnschmalz zeigen mussten, um an ihr Futter zu kommen, blieben die Mäuse der Kontrollgruppe in ihrem Wohnkäfig eingesperrt. Der eigentliche Test bestand darin, das Verhalten der Tiere zu beobachten, wenn sie sich nach den Kokaininjektionen wieder frei zwischen den Testkammern bewegen konnten.

Kokain-Kammer weniger attraktiv für trainierte Mäuse

Es zeigte sich, dass sich die Gruppe der Mäuse, die vorher kognitive Herausforderungen meistern musste, deutlich weniger in der Kokain-Kammer aufgehalten hat als die Tiere der Kontrollgruppe, die nicht trainiert hatten. Das Forschungsteam zieht daraus die Schlussfolgerung, dass ein kurzes kognitives Training längerfristig vor Drogenkonsum schützt - zumindest bei Mäusen.

Bleibt die Frage, ob die Ergebnisse des Experiments Relevanz für den Menschen haben. Studienleiter Josiah Boivin und sein Team äußern sich dazu nicht konkret. Sie erläutern aber, dass auch von Menschen bekannt sei, dass sie bei Langeweile und Stress anfälliger sind für Drogenkonsum, wohingegen Lernprozesse und die Entwicklung von Selbstwirksamkeit - also die Überzeugung, durch eigenes Handeln etwas bewirken zu können - vor der Entwicklung einer Drogenabhängigkeit schützen. Die Ergebnisse des Tierexperiments liefern somit erste Hinweise, dass erfolgreich gemeisterte kognitive Herausforderungen auch Menschen langfristig vor Drogenkonsum schützen könnten.

Quellen:


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.