Hochpotenter Cannabis schädigt Nervenbahnen im Gehirn

18.12.2015

Eine Studie hat Hinweise geliefert, dass Cannabis mit hohem Wirkstoffgehalt wichtige Nervenbahnen im Gehirn schädigt. Die Kommunikation zwischen der rechten und der linken Gehirnhälfte könnte dadurch betroffen sein.

Computergrafik eines menschlichen Kopfes frontal und seitlich mit eingezeichneter Position des Corpus Callosums

Das Corpus Callosum verbindet beide Gehirnhälften.Bild: decade3d / Fotolia.de

Unser Gehirn ist zweigeteilt. Linke und rechte Gehirnhälfte übernehmen jeweils unterschiedliche Aufgaben, arbeiten aber eng miteinander zusammen. Das verbindende Element zwischen beiden Gehirnhälften nennt sich Corpus Callosum. Es besteht aus einer Vielzahl von Nervenfaserbündeln, die als weiße Substanz bezeichnet werden und Gehirnareale miteinander „verdrahtet“. Eine aktuelle Studie des King‘s College London und der Sapienza Universität in Rom hat nun Hinweise geliefert, dass der Konsum von hochpotentem Cannabis zu Schädigungen am Corpus Callosum führt.

In einer früheren Studie des King’s College London hatte ein Forschungsteam bereits Belege dafür vorgelegt, dass hochpotenter Cannabis mit einem erhöhten Psychoserisiko in Zusammenhang steht. In der aktuellen Studie wurde an einer Gruppe von 56 Patientinnen und Patienten mit Psychose sowie 43 gesunden Personen untersucht, ob der Konsum von hochpotentem Cannabis mit Gehirnveränderungen einhergeht. In beiden Gruppen gab es Cannabiskonsumierende und abstinente Personen. Konsumierende ließen sich zudem unterteilen in Kiffer mit einer Vorliebe für hochpotenten Cannabis sowie Kiffer, die „normalen“ Haschisch mit niedrigem THC-Gehalt rauchen.

Keine Schädigungen bei Haschisch

In der Studie wurde ein spezielles Verfahren der Magnetresonanztomographie eingesetzt, das als Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) bezeichnet wird. Anhand dieses Verfahrens lässt sich die Beschaffenheit von Nervenfasern im Gehirn ermitteln. Das Forschungsteam hat sich hierbei auf das Corpus Callosum konzentriert, weil es eine hohe Dichte an Cannabinoidrezeptoren aufweist.

Den Ergebnissen zufolge wiesen Teilnehmende, die hochpotenten Cannabis konsumierten, Schädigungen am Corpus Callosum auf, und zwar unabhängig davon, ob sie an einer Psychose erkrankt waren oder nicht. Hingegen unterschieden sich Konsumierende, die üblicherweise Haschisch mit niedrigerem THC-Gehalt rauchen, nicht von abstinenten Personen.

Informationsaustausch möglicherweise gefährdet

„Wir wissen nicht genau, was das für die Person bedeutet“, erklärt Paola Dazzan, Mitautorin der Studie gegenüber der Onlineausgabe des Guardian, es spreche aber dafür, dass der Informationsaustausch zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte beeinträchtigt wird.

Die Ergebnisse würden laut Dazzan aufzeigen, dass bei Cannabis ähnlich differenziert werden müsse wie bei Alkohol. Ebenso wie es einen Unterschied mache, wie viel man trinkt und ob es sich um Bier, Wein oder Hochprozentiges handelt, sei auch Cannabis mit verschiedenen THC-Gehalten unterschiedlich zu bewerten. So gibt es nach Angaben des Forschungsteams Hinweise, dass der Wirkstoff Cannabidiol, der neben THC ebenfalls in der Cannabispflanze gebildet wird, vor Nervenschäden schützen könnte. Hochpotenter Cannabis enthält allerdings wenig bis gar kein Cannabidiol, Haschisch oder Marihuana mit niedrigerem THC-Gehalt hingegen schon.

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