Rauschtrinken beeinträchtigt Gehirnentwicklung möglicherweise langfristig

25.12.2015

Partyfeiern bedeutet für viele Menschen, Alkohol in mehr oder weniger großen Mengen zu trinken. Die gesundheitlichen Risiken des Rauschtrinkens werden dabei allzu gerne verdrängt. Doch besonders für Jugendliche könnte Rauschtrinken langfristige Folgen für die Gehirnentwicklung haben, wie ein Forschungsteam im Tierexperiment nachweisen konnte.

Männlicher Jugendlicher trinkt aus der Flasche Bier

Bild: madochab / photocase.com

Die Vernunft sitzt hinter der Stirn. Wenn wir abwägen und eine Entscheidung treffen, dann ist vor allem der präfrontale Cortex daran beteiligt. Im Jugendalter findet in dieser Hirnregion ein wichtiger Reifeprozess statt, bei dem die Nervenbahnen mit der so genannten Myelinscheide überzogen werden. Die Myelinscheide bildet eine Art Isolierung, wodurch sich die Übertragungsgeschwindigkeit der Nervenbahnen erhöht und die kognitiven Fähigkeiten der Person verbessern. Myelinisierte Nervenbahnen werden auch als weiße Substanz bezeichnet, weil Myelin weiß erscheint.

Ein US-Forschungsteam hat experimentell untersucht, wie sich Alkohol auf die Myelinisierung auswirkt. Aus ethischen Gründen wurde der Versuch aber nicht an Menschen, sondern an Ratten vorgenommen. Die männlichen Tiere hatten zwei Wochen lang Zugang zu gesüßtem Alkohol, indem sie einen Hebel drückten. Eine Kontrollgruppe bekam nur Wasser, das ebenfalls gesüßt wurde. Ratten haben wie Menschen eine Vorliebe für Süß. Daher haben sich die Tiere mächtig ins Zeug gelegt, um Zugang zur begehrten Flüssigkeit zu bekommen.

Myelinisierung schlechter ausgeprägt

Es zeigte sich, dass die Myelinisierung bei den Ratten der Alkoholgruppe sowohl im Jugendalter als auch mehrere Monate später, als die Nager das Erwachsenalter erreicht hatten, deutlich schlechter entwickelt war, als bei den Tieren der Kontrollgruppe. Der Rückgang der weißen Substanz hatte etwa die gleichen Ausmaße wie es bei alkoholabhängigen Erwachsenen zu beobachteten ist, sagt das Forschungsteam. Dies spreche dafür, dass die Jugend eine besonders sensible Phase ist und Alkohol hier vergleichsweise schnell zu Schädigungen führt.

Studienleiterin Heather Richardson und ihr Team konnten zeigen, dass die strukturellen Änderungen sich auch in den kognitiven Fähigkeiten der Tiere niedergeschlagen haben. Ratten, die Zugang zu Alkohol in der Jugend hatten, lieferten in Gedächtnistests schlechtere Leistungen ab, als ihre abstinenten Artgenossen.

Verhaltenskontrolle reduziert

In einem weiteren Experiment zeigte sich zudem, dass der Verlust an weißer Substanz in Zusammenhang steht mit einer stärkeren Vorliebe für Alkohol im Erwachsenenalter, wenn die Tiere freien Zugang zu Alkohol hatten. Dies spreche nach Meinung des Forschungsteams dafür, dass Nervenbahnen im präfrontalen Cortex wichtig sind für die Verhaltenskontrolle.

In der Forschung gibt es bereits eine Reihe von Hinweise, dass das Gehirn Jugendlicher besonders sensibel auf Alkohol reagiert. Mit der aktuellen Studie konnte erstmals experimentell nachgewiesen werden, dass Alkohol den Prozess der Myelinisierung in der Jugend stört und zu langanhaltendem Verlust an weißer Substanz bis ins Erwachsenenalter führt, resümiert das Forschungsteam.

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