Mehr Tote in Zusammenhang mit Kokain bei hohen Temperaturen

16.08.2023

Drogenkonsum bei Hitze ist besonders riskant. Eine Studie zeigt, dass bei hohen Temperaturen mehr drogenbedingte Todesfälle auftreten, in denen Kokain eine Rolle spielt.

Bild: Tomas Ragina / iStock.com

Es ist Sommer. Viele Menschen besuchen jetzt Festivals oder Open-Air-Raves, wo sie bei sommerlich heißen Temperaturen bereits tagsüber die Tanzfläche aufsuchen. Mitunter werden dabei auch Drogen konsumiert. Doch die Kombination von Drogenkonsum und Hitze kann gefährliche Folgen haben, wie eine Studie aus Kanada nahelegt.

Für die Studie verglich das Forschungsteam um Sarah Henderson die Anzahl an Drogentoten, die sich an kühleren und an wärmeren Sommertagen ereignen. Der Fokus lag auf Kokain, Amphetaminen und Opioiden. Als Basis dienten Daten des kanadischen Sterberegisters der Jahre 1998 bis 2017.

Mehr Drogentote ab Temperaturanstieg um 10 Grad Celsius

In dieser Zeit kam es zu 4.987 Todesfällen in Zusammenhang mit Kokain, Amphetaminen oder Opioiden. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen betrug 43 Jahre, rund drei Viertel von ihnen waren männlich.

Das Forschungsteam konnte nachweisen, dass ein kurzfristiger Anstieg der Temperatur um 10 Grad Celsius innerhalb von zwei Tagen mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate einherging. Am stärksten war der Zusammenhang bei Todesfällen, die auf den Konsum von Kokain zurückgingen oder auf eine Kombination von Kokain, Amphetaminen und Opioiden. Bei Todesfällen durch Amphetamine oder Opioide allein war hingegen kein eindeutiger Anstieg bei wärmeren Temperaturen erkennbar.

Eine frühere Studie aus dem Jahr 2011 konnte ebenfalls nachweisen, dass das Sterberisiko durch Kokain bei hohen Temperaturen steigt. Es zeigte sich, dass die Zahl der Todesfälle, bei denen Kokain eine Rolle spielte, ab einer Temperatur von 24 Grad deutlich zunahm.

Konsumierende werden toleranter gegenüber Warnsignalen des Körpers

Eine weitere kanadische Studie aus dem Jahr 2017 konnte zeigen, dass sich das Sterberisiko ab Temperaturen von über 30 Grad sogar verdoppelt. Nach Einschätzung der Leiterin Nathalie Auger und ihrem Team sei die starke Aktivierung des Hirnbotenstoffs Dopamin vermutlich verantwortlich für die fatale Wirkung von Kokain. Dopamin sorge nicht nur für gute Gefühle, sondern sei auch an der Regelung der Körpertemperatur beteiligt. Diese scheine unter dem Einfluss von Kokain nicht mehr optimal zu funktionieren.

Hinzu komme, dass Konsumierende toleranter werden gegenüber den Warnsignalen ihres Körpers. Hitze fühlt sich nicht mehr so unangenehm an. Im Zusammenspiel könne dies eine starke Überhitzung des Körpers zur Folge haben. Der Fachbegriff lautet Hyperthermie. Hyperthermie ist gefährlich, weil sich bei extrem hohen Körpertemperaturen Muskeleiweiß auflöst. Das kann Nierenversagen bis hin zum Multiorganversagen nach sich ziehen.

Sarah Henderson und ihr Team warnen, dass sich Hitzeperioden angesichts des Klimawandels in Zukunft häufen werden. Drogenkonsumierende sollten sich bewusst machen, dass das Risiko für gefährliche Überdosierungen an heißen Tagen besonders hoch ist.

 

Quelle:

Henderson, S. B., McLean, K. E., Ding, Y., Yao, J., Turna, N. S., McVea, D., & Kosatsky, T. (2023). Hot weather and death related to acute cocaine, opioid and amphetamine toxicity in British Columbia, Canada: a time-stratified case-crossover study. Canadian Medical Association Open Access Journal, 11(3), E569-E578.


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