Wie Drogen unser Erbgut markieren

12.07.2023

Der Konsum von Drogen wie Kokain, Crystal Meth oder Opioide kann dazu führen, dass Gene anders abgelesen werden. Ein Übersichtsartikel erläutert, welche Konsequenzen das hat.

Bild: alanphillips / istockphoto.com

Unser Erbgut kann man sich wie ein Buch vorstellen. Das Buch enthält die Bauanleitung für alle Zellen unseres Körpers. Das Erbgut beschreibt somit die Gesamtheit all unserer Gene. Die Gene wiederum enthalten die Konstruktionspläne für bestimmte Proteine, die für die Funktionsweise einzelner Zellen wichtig sind. Um Proteine herzustellen, werden die Gene je nach Bedarf abgelesen.

Umwelteinflüsse beeinflussen, welche Gene abgelesen werden

Allerdings werden längst nicht alle Gene abgelesen. Ein Grund dafür können chemische Veränderungen auf den Genen sein. Einige Gene sind zum Beispiel gar nicht oder schwer ablesbar. Als wenn einzelne Wörter durchgestrichen wären. Andere scheinen hingegen wie mit einem Textmarker hervorgehoben zu sein und werden daher häufiger abgelesen. Der Fachbegriff für diesen Prozess lautet Epigenetik.

Welche Stellen in unserem Erbgut markiert oder durchgestrichen sind, kann sich im Laufe des Lebens ändern. Der Lebensstil spielt dabei eine entscheidende Rolle. Drogenkonsum ist ein Aspekt davon.

Ein Forschungsteam aus China um Jie Yan und Shuliang Niu hat sich mit diesem Thema befasst. In einem Übersichtsartikelhat es zusammengetragen, wie Kokain, Crystal Meth oder Opioide die Ablesbarkeit von Genen beeinflussen.

Epigenetik verändert Funktionsweise des Belohnungssystems

Die entscheidende Beobachtung war: Der Konsum von Kokain, Crystal Meth oder Opioiden führte bei Labortieren dazu, dass bei ihnen andere Gene markiert bzw. durchgestrichen waren. Das hat zur Folge, dass einige Gene häufiger und andere seltener abgelesen werden. Betroffen sind vor allem Gene, die Bauanleitungen für Proteine enthalten, die das Belohnungssystem regulieren. Das Belohnungssystem ist Teil des Gehirns und dafür verantwortlich, dass wir uns gut fühlen, wenn wir etwas Schönes erlebt oder eine Aufgabe erledigt haben.

Die Folge ist: Die Funktionsweise des Belohnungssystems verändert sich. Durch häufigen Drogenkonsum verändert sich, wie das Gehirn auf belohnend wirkende Reize reagiert. Andere Dinge, die normalerweise auch angenehme Gefühle in uns auslösen, wie leckeres Essen, verlieren an Bedeutung.

In den Tierstudien konnten die epigenetischen Veränderungen mit einer erhöhten Suchtanfälligkeit in Verbindung gebracht werden. Epigenetische Veränderungen könnten somit erklären, warum die Funktion des Belohnungssystem sich bei häufigem Drogenkonsum verändert. Aus Sicht des Forschungsteams sei es denkbar, dass die Epigenetik einen Ansatzpunkt für die Therapie von Substanzabhängigkeit bietet. Medikamente auf Basis der Epigenetik sind jedoch noch in einem frühen Entwicklungsstadium.

 

Quelle:

Cheng, J., He, Z., Chen, Q., Lin, J., Peng, Y., Zhang, J., Yan, X., Yan, J., & Niu, S. (2023). Histone modifications in cocaine, methamphetamine and opioids. Heliyon, 9(6), e16407. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2023.e16407


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