Cannabisabhängigkeit bei Männern und Frauen unterschiedlich

22.02.2023

Cannabisabhängigkeit kann mit Angststörungen und Depressionen einhergehen. Das betrifft Männer und Frauen in unterschiedlicher Weise, wie eine Studie aus den Niederlanden aufzeigt.

Bild: ASphotowed / istockphoto.com

Manche Menschen kiffen mehr als ihnen guttut. Das ist beispielsweise der Fall, wenn das Kiffen negative Folgen wie schlechte Leistungen im Studium nach sich zieht. Oder wenn Entzugserscheinungen auftreten. Insgesamt werden 11 Kriterien einer Cannabisabhängigkeit unterschieden. In der Fachwelt wird genau genommen von einer so genannten Substanzgebrauchsstörung gesprochen. Wenn zwei oder mehr Kriterien innerhalb der letzten 12 Monate erfüllt waren, liegt vermutlich eine Cannabisgebrauchsstörung vor. Je mehr Kriterien erfüllt sind, desto schwerer die Störung.

Eine Studie aus den Niederlanden hat sich mit der Frage befasst, ob und welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen gibt, wenn sie cannabisabhängig sind. Studienleiterin Emese Kroon und ihr Team haben jedoch nicht die Diagnose Substanzgebrauchsstörung zur Grundlage genommen, sondern haben alle 11 Kriterien einzeln betrachtet.

Symptome der Cannabisabhängigkeit bilden Netzwerk

Jedes Kriterium steht für ein Symptom der Erkrankung. Manche Symptome treten gehäuft auf, andere seltener. Je häufiger Symptome gemeinsam auftreten, desto enger ist ihr Zusammenhang. Werden alle Symptome zusammen betrachtet, ergibt sich ein Netz, das an ein dreidimensionales Seilspielgerät von Kinderspielplätzen erinnert. Die Symptome bilden die Knotenpunkte. Je näher diese beieinander sind, desto stärker ist ihr Zusammenhang.

Bekannt ist, dass Cannabisabhängigkeit häufig mit anderen psychischen Erkrankungen einhergeht. So leiden Personen, die cannabisabhängig sind, häufiger unterAngststörungen oder Depressionen. Laut dem Forschungsteam ist anzunehmen, dass Symptome psychischer Erkrankungen mit Symptomen einer Cannabisabhängigkeit verknüpft sind. Kroon und ihr Team sprechen von einer Netzwerktheorie psychischer Erkrankungen.

Mehr Männer als Frauen zeigen Symptome einer Cannabisabhängigkeit

Über 1.200 Personen mit wöchentlichem Cannabiskonsum haben an der Studie teilgenommen. Den Ergebnissen zufolge zeigen mehr Männer als Frauen Symptome einer Cannabisabhängigkeit. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich. Generell treten Substanzabhängigkeiten bei Männern häufiger auf als bei Frauen.

Kroon und ihr Team konnten nachweisen, dass 6 der 11 Kriterien häufiger bei Männern als bei Frauen auftreten. Männer haben häufiger erfolglos versucht, mit dem Kiffen aufzuhören. Sie investieren mehr Zeit in das Kiffen und vernachlässigen öfter Verpflichtungen, was häufiger soziale Probleme mit anderen Menschen nach sich zieht. Sie sind häufiger in gefährlichen Situationen bekifft, beispielsweise beim Autofahren. Und sie entwickeln eher eine Toleranz, müssen also mehr konsumieren, um noch die gleiche Wirkung zu verspüren.

Geschlechtsunterschiede bei Cannabisabhängigkeit und psychischen Erkrankungen

Werden andere psychische Erkrankungen in die Analyse einbezogen, zeigen sich ebenfalls Geschlechtsunterschiede. Zwar leiden sowohl Männer als auch Frauen mit einer Cannabisabhängigkeit häufiger unter Angststörungen und Depressionen. Allerdings gibt es Netzwerkunterschiede, wenn einzelne Symptome in den Blick genommen werden.

Bei Frauen stehen Depressionen eng mit Entzugssymptomen und dem starken Verlangen nach der Droge in Zusammenhang. Das Forschungsteam vermutet, dass Frauen mit Depressionen stärker als Männer dazu neigen, das Kiffen dazu zu benutzen, um depressive Gefühle zu lindern. Bei Männern standen hingegen Angststörungen mit erfolglosen Ausstiegsversuchen in Zusammenhang. Depressionen hatten bei Männern keine direkte Verknüpfung mit Symptomen einer Cannabisabhängigkeit, sondern waren an Angststörungen gekoppelt und standen somit nur mittelbar mit Cannabisabhängigkeit in Zusammenhang.

Aus Sicht des Forschungsteams könnte eine Schlussfolgerung sein, dass sich die Behandlung einer Cannabisabhängigkeit stärker an den zentralen Symptomen der Störung orientieren könnte. Dabei könnten Geschlechtsunterschiede stärker als bisher berücksichtigt werden.

 

Quelle:

Kroon, E., Mansueto, A., Kuhns, L., Filbey, F., Wiers, R. & Cousijn, J. (2023). Gender differences in cannabis use disorder symptoms: A network analysis. Drug and Alcohol Dependence, 243, 109733. https://doi.org/10.1016/j.drugalcdep.2022.109733


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.