Studie belegt schlechteres Alltagsgedächtnis durch Cannabiskonsum

28.05.2010

Unser Gedächtnis ist nicht nur Aufbewahrungsort für Erinnerungen, wir benötigen es auch, um uns Dinge zu merken, die wir in der Zukunft erledigen wollen. Die Wissenschaft spricht dann vom prospektiven Gedächtnis. Etwas bestimmtes Einkaufen, jemanden anrufen oder zu einer Verabredung erscheinen, es sind die alltäglichen Dinge, die das prospektive Erinnern ausmachen. Dies scheint Cannabiskonsumierenden jedoch schlechter zu gelingen als abstinenten Personen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

Dass man einen Termin beim Zahnarzt vergisst oder nicht daran denkt, die Post in den Briefkasten zu werfen, kann schon mal vorkommen. Ein britisches Forschungsteam um Studienleiterin Janice Bartholomew hat untersucht, ob solche alltäglichen Fehlleistungen bei Cannabiskonsumierenden häufiger vorkommen als bei Personen, die nicht konsumieren. Ziel ihrer Studie war es, die Folgen des Cannabiskonsums auf das prospektive Erinnern zu erforschen.

90 Studentinnen und Studenten nahmen an der Studie teil. Der Altersschnitt lag bei 19 Jahren. Die Hälfte der Probandinnen und Probanden hat in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert, die andere nicht. Im Schnitt konsumierten die Personen der Cannabisgruppe seit drei Jahren zwei Joints pro Woche. In den 24 Stunden vor Beginn der Untersuchung mussten sie allerdings abstinent bleiben, um die Ergebnisse nicht durch eine unmittelbare Rauschwirkung zu verfälschen.

Mit Hilfe eines speziellen Fragebogens mussten die Studierenden angeben, wie oft sie im Alltag vergessen, Dinge zu erledigen. Um die Erinnerungsleistung zusätzlich objektiv messen zu können, mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr prospektives Gedächtnis in einem Experiment unter Beweis stellen. Die Teilnehmenden schauten sich hierfür einen Videofilm an. Vor der Präsentation des Films wurde allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Liste mit Hinweisreizen gegeben, die im Film erscheinen würden wie z. B. ein bestimmtes Geschäft. Jeder Hinweisreiz war mit einer Aufgabe verbunden - zum Beispiel „Kaufe eine CD“ - oder mit einer Frage wie beispielsweise „Welche Farbe hat der Sonnenschirm vor dem Geschäft?“. Im Verlauf des Films sollten die Hinweisreize erinnert und mit der entsprechenden Frage bzw. Aufgabe verbunden werden.

Entsprechend den Erwartungen der Forscherinnen und Forscher konnten die Personen der Cannabisgruppe weniger Hinweisreize aus dem Film mit den dazugehörigen Fragen bzw. Aufgaben in Verbindungen bringen als abstinente Personen. Im Gegensatz dazu, gab es jedoch keine Unterschiede bei der Selbsteinschätzung zwischen den beiden Gruppen. Alle Befragten schätzten ihre eigene Gedächtnisleistung etwa gleich stark ein.

Die Forscherinnen und Forscher erklären sich den Unterschied damit, dass auf Grund des durchschnittlich niedrigen Alters der Untersuchten die Gedächtnisdefizite durch den Cannabiskonsum noch sehr gering seien. Dadurch würden sie von den Betroffenen im Alltag noch nicht so deutlich wahrgenommen.

Quelle:
Bartholomew, J., Holroyd, S. & Heffernan T., M. (2010). Does cannabis use affect prospective memory in young adults? Journal of Psychopharmacology, 24, 241-246.


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