Suchtpotenzial von Glücksspielen wissenschaftlich messbar

13.03.2009

Welche Suchtrisiken gehen von den Glückspielarten aus, die derzeit in Deutschland angeboten werden? Eine aktuelle Studie ist dieser Frage nachgegangen. Das größte Risiko, so die Ergebnisse, geht vom Automatenspiel in Kasinos und Spielhallen aus. Aber auch Roulette und Glücksspiele im Internet können leicht zu Problemen führen.

Das Ziel der Untersuchung war es, ein Messinstrument zu entwickeln, das genaue Aussagen über das Suchtpotenzial einzelner Glücksspielarten liefert. Hierzu führte das Forschungsteam unter der Leitung der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg verschiedene Experteninterviews in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Ebenfalls befragt wurden Personen, die an Glücksspielen teilnehmen, sowie einige Anbieter von Glücksspielen. Im Rahmen der Befragungen wurden insgesamt zwölf verschiedene Risikomerkmale von Glücksspielen ermittelt, die die Entstehung von Glücksspielsucht begünstigen. Das Risikoprofil einer Glücksspielvariante lässt sich somit an diesen Merkmalen ablesen.

Insbesondere Glücksspiele, in denen die Ausspielungen schnell aufeinander folgen, haben demzufolge ein hohes Gefährdungspotenzial. So haben Teilnehmende an solch „schnellen“ Glücksspielvarianten kaum die Möglichkeit, innezuhalten und über den weiteren Spielverlauf nachzudenken - mit der Folge, dass sie sich immer schlechter vom Spiel lösen können und in aller Regel steigende Verluste einfahren. Zu den Glücksspielarten, die eine schnelle Spielabfolge haben, zählt das Automatenspiel in Spielbanken und in Spielhallen. Jedoch auch Roulette und Glücksspiele, die im Internet angeboten werden (Live-Sportwetten, Online-Poker, Internet-Casinos) gehören hierzu.

Glücksspielarten, bei denen Teilnehmende (vermeintlichen) Einfluss auf den Spielablauf haben, können den Ergebnissen zufolge ebenfalls dazu führen, dass sich Glücksspielprobleme entwickeln. So kommt es beim Online-Poker oder bei Live-Wetten oftmals dazu, dass Teilnehmende ihre Einflussmöglichkeiten überschätzen und trotz steigender Verluste weiterspielen, in der Hoffnung, das Blatt noch einmal zu wenden. Und auch wenn für die Spielerinnen und Spieler keine reelle Einflussmöglichkeit besteht, kann es zu diesem Effekt kommen. So glauben viele „Automatenzocker“, den Spielverlauf durch „richtiges Bedienen“ des Geräts beeinflussen zu können - und das, obwohl das Spielergebnis ausschließlich vom Zufallsgenerator des Automaten abhängt.

Diese und andere Merkmale führen nach Aussage der Forscherinnen und Forscher dazu, dass insbesondere das Automatenspiel, Roulette und Glücksspiele im Internet ein hohes Suchtpotenzial haben. Diese Ergebnisse decken sich mit verschiedenen anderen Studien. Dass besonders das „Daddeln“ an Geld- und Glücksspielautomaten bei vielen Personen zu Problemen führt, zeigt auch die Erfahrung in Beratungsstellen und in Kliniken, die auf die Behandlung von glücksspielsüchtigen Personen spezialisiert sind. So hat ein Großteil der Hilfesuchenden Probleme mit dieser Glücksspielvariante.

Weitere Informationen, Selbsttest und Beratung unter: www.spielen-mit-verantwortung.de

Quellen:
Wissenschaftliches Forum Glücksspiel
Ärzte Zeitung online
Repräsentativbefragung der BZgA


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