Möglicherweise erhöhtes Hodenkrebsrisiko durch Cannabiskonsum

13.02.2009

Häufiger und langjähriger Cannabiskonsum könnte bei Männern das Risiko erhöhen, an Hodenkrebs zu erkranken. Das erhöhte Erkrankungsrisiko scheint auf eine besonders aggressive Form von Hodenkrebs beschränkt zu sein, die meist im Alter zwischen 20 und 35 Jahren auftritt.

Hintergrund der Studie ist die Beobachtung, dass seit den 1950er Jahren die Häufigkeit von Hodenkrebsfällen in Nordamerika, Europa und anderen Industrieländern um drei bis sechs Prozent zugenommen hat. Im gleichen Zeitraum ist in diesen Ländern auch der Cannabiskonsum besonders unter jungen Männern angestiegen. Dies habe das Forschungsteam zu der Überlegung gebracht, dass ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Hodenkrebs bestehen könnte.

Bislang sei nach Angabe der Autorinnen und Autoren der Studie bekannt, dass Cannabiskonsum sowohl Einfluss nimmt auf das Hormonsystem als auch die Samenqualität vermindert. Ein reduzierter Testosteronspiegel und sogar Unfruchtbarkeit könnten die Folge von Cannabiskonsum sein. Da beide genannten Folgen auch als Risikofaktoren für Hodenkrebs bekannt seien, habe sich das Forschungsteam darin bestärkt gefühlt, den Zusammenhang von Cannabiskonsum und Hodenkrebs zu erforschen.

Für die Studie wurden 369 Männer mit der Diagnose Hodenkrebs zu ihrem Cannabiskonsum befragt. Die Männer waren zum Zeitpunkt der Untersuchung zwischen 18 und 44 Jahren alt. Zum Vergleich wurde eine Zufallsstichprobe von 979 gleichaltrigen Männern herangezogen, die in derselben Region wie die Patienten leben. Für die statistische Analyse wurden weitere Faktoren einbezogen, von denen bekannt ist, dass sie mit einem erhöhten Hodenkrebsrisiko in Zusammenhang stehen wie beispielsweise Fälle von Hodenkrebs in der Familie oder Hodenhochstand.

Das Forschungsteam um Studienleiterin Janet Darling hat nach Analyse vorliegender Daten und unter Berücksichtigung weiterer Faktoren herausgefunden, dass Cannabiskonsumenten ein um 70 Prozent erhöhtes Risiko aufweisen, an Hodenkrebs zu erkranken. Männer mit besonders intensivem oder langjährigem Konsum hätten sogar ein doppelt so hohes Risiko wie Nichtkonsumenten.

Das erhöhte Risiko scheint allerdings auf eine spezielle Unterform von Hodenkrebs beschränkt zu sein, die als Non-Seminom bezeichnet wird. Non-Seminome sind besonders schnell sich entwickelnde aggressive Typen von Hodenkrebs, die meist schon im Alter zwischen 20 und 35 Jahren auftreten. Bei etwa 40 Prozent aller Hodenkrebsfälle werden Non-Seminome diagnostiziert.

Über den Mechanismus der zum erhöhten Hodenkrebsrisiko führt, können die Autorinnen und Autoren der Studie bislang noch nicht viel sagen. Sie vermuten, dass Cannabiskonsum die Wirkung einer bestimmten körpereigenen Substanz schwächt, die im Hoden produziert wird. Von der Cannabinoid-ähnlichen Substanz wird angenommen, dass sie den Körper vor Krebs schützt.

Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen allerdings darauf hin, dass das Ergebniss nur ein erster Hinweis und noch weitere Forschung nötig sei, um den Mechanismus, der hinter dem erhöhtem Hodenkrebsrisiko steht, zu verstehen.

Quellen:
Pressemitteilung
Daling, J. R., Doody, D. R., Sun, X., Trabert, B. L., Weiss, N. S., Chen, C., Biggs, M. L., Starr, J. R., Dey, S. & Schwartz, S. M. (2009). Association of marijuana use and the incidence of testicular germ cell tumors. DOI 10.1002/cncr.24159. Abstract


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