Atemwegserkrankungen nach Cannabiskonsum auch ohne Tabak

04.12.2019

Hust, röchel, würg, so könnten die Ergebnisse auch zusammengefasst werden. Eine Studie in den USA hat die Häufigkeit von drei Lungenerkrankungen untersucht und chronisches Kiffen als Risikofaktor nachgewiesen.

Kiffer mit Joint verzieht Gesicht

Bild: CactuSoup / istockphoto.com

Ein Joint belastet die Lunge so stark wie etwa zweieinhalb bis fünf Zigaretten. Das hat eine Studie bereits 2007 nahegelegt. Wer regelmäßig kifft, dürfte somit ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen haben. Doch die Studienlage war bislang nicht eindeutig, da viele Cannabiskonsumierende auch Tabak rauchen. Ein Forschungsteam aus den USA hat nun auf der Grundlage einer großen Stichprobe nachweisen können, dass auch regelmäßige Kiffer, die kein Tabak rauchen, ein erhöhtes Risiko für drei untersuchte Atemwegserkrankungen haben.

Das Forschungsteam um Theresa Winhusen hatte Zugriff auf über 400.000 Patientendaten, die zwischen 1999 und 2018 im US-Bundesstaat Ohio erfasst wurden. Das Team hat den Datensatz eingegrenzt auf Personen, bei denen Cannabisabhängigkeit oder Cannabismissbrauch diagnostiziert wurde und von denen mindestens zwei positive Urinproben für Cannabinoide vorlagen. Es verblieben annähernd 9.000 Personen. Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe mit Patientinnen und Patienten gebildet, deren Krankenakten keine Hinweise auf Cannabiskonsum enthielten, die aber weitestgehend vergleichbar war mit der Gruppe der Cannabiskonsumierenden.

Hohe Verbreitung von Asthma unter Cannabiskonsumierenden

Die häufigste Lungenerkrankung war Asthma. Während bei immerhin 7 Prozent der Kontrollgruppe Asthma festgestellt wurde, traf dies auf 10 Prozent der chronischen Kiffer zu. Bei Asthma kommt es zu einer kurzzeitigen oder dauerhaften Verengung der Atemwege. Betroffene erleiden meist Atemnot, müssen Husten und haben ein Gefühl der Enge in der Brust.

Besonders hoch war das Asthmarisiko, wenn die untersuchten Personen gleichzeitig Tabak rauchten. 14 Prozent der tabakrauchenden Kiffer hatten die Diagnose Asthma, aber nur 10 Prozent der Tabakrauchenden ohne Cannabiskonsum. Doch auch wenn nur Personen betrachtet wurden, die kein Tabak rauchten, war das Risiko für Asthma unter den Kiffern im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht.

Risiko für COPD und Lungenentzündung ebenfalls erhöht

Ähnliche Ergebnisse lieferten die Auswertungen zu COPD und zur Lungenentzündung. Beide Erkrankungen traten häufiger bei Personen auf, die chronisch Cannabis konsumierten, ob mit oder ohne Tabakkonsum. COPD umfasst die chronische Bronchitis, bei der es zur Entzündung und Einengung der Atemwege kommt sowie das Lungenemphysem, das durch die Zerstörung von Lungengewebe gekennzeichnet ist. Bei der Lungenentzündung sind die Lungenbläschen, die für den Gasaustausch zuständig sind, entzündet.

Die Studie hat somit verdeutlicht, dass Cannabiskonsumierende generell, ob mit oder ohne Tabakkonsum, ein erhöhtes Risiko für Asthma, COPD und Lungenentzündung haben. Der Vorteil der vorliegenden Studie gegenüber früheren Untersuchungen liege nach Einschätzung des Forschungsteams darin begründet, dass Patientendaten ausgewertet werden konnten, die über einen längeren Zeitraum erfasst wurden. Dies ist insofern von Vorteil, da die untersuchten Erkrankungen sich meist über viele Jahre entwickeln. Das Forschungsteam merkt allerdings auch an, dass das Tabakrauchen weiterhin als größter Risikofaktor zu nennen sei.

 

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