Depressiv durch Ecstasy und Speed

27.04.2012

Aufputschmittel wie Ecstasy und Speed werden in der Regel konsumiert, um mehr Spaß zu haben. Den kurzfristigen Stimmungskick erkaufen sich Jugendliche aber möglicherweise mit einer langfristigen Zunahme depressiver Symptome.

Jugendlicher hockt auf dem Boden, angelehnt an einer Backsteinmauer, mit auf den Knien verschränkten Armen und eingesunkenem Kopf

Bild: Matt_Brown / istockphoto.com

Fünf Jahre lange untersuchte ein Team um den Wissenschaftler Frédéric Brière den Drogenkonsum von Schülerinnen und Schülern in der kanadischen Provinz Quebec. Fast 4.000 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 16 Jahren nahmen an der Studie teil. Bei der Auswertung der Daten zeigte sich: Schülerinnen und Schüler, die in der 10. Klasse bereits Speed oder Ecstasy konsumiert hatten, wiesen ein Jahr später deutlich häufiger depressive Symptome auf als andere Jugendliche.

In der untersuchten Stichprobe hatten 4,9 Prozent der Teenager bereits Speed genommen, 1,3 Prozent gaben an, Ecstasy konsumiert zu haben. 6,7 Prozent konsumierten sogar beide Drogen. Das Risiko, in der 11. Klasse an depressiven Symptomen zu leiden, war für Jugendliche mit Speed- oder Ecstasykonsum um das 1,6- bis 1,7-fache höher als für abstinente Gleichaltrige. Für Schülerinnen und Schüler, die Ecstasy und Speed konsumierten, war das Risiko für depressive Symptome etwa doppelt so hoch.

Um sicherzustellen, dass nicht tatsächlich andere Faktoren für die Entstehung der Depression ursächlich sind, hat das Forschungsteam neben dem zurückliegenden und aktuellen Drogenkonsum auch viele weitere individuelle und kontextuelle Faktoren abgefragt wie zum Beispiel Informationen zu bestehenden Konflikten der Jugendlichen mit den Eltern. Aber weder diese Faktoren noch das Geschlecht hatten neben dem Drogenkonsum einen Einfluss auf die Entwicklung der Depression.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass normal entwickelte Jugendliche durch die gelegentliche Nutzung von MDMA und Speed ein höheres Risiko haben, unter depressiven Symptomen zu leiden“, sagt Frédéric Brière. Womöglich ist dieser Zusammenhang bedingt durch die neurotoxische Wirkung dieser Drogen, also deren negative Auswirkungen auf die Bereiche des Nervensystems, die für die Stimmungsregulation zuständig sind. Da das Gehirn bei Jugendlichen noch in der Entwicklung ist, könnten sie auf schädliche äußere Einflüsse besonders sensibel reagieren.

Obwohl die Studie deutlich mehr Einflussfaktoren berücksichtigt als andere Untersuchungen zu den Zusammenhängen von Drogenkonsum und Depression bei Teenagern, gibt es einige Einschränkungen zu beachten. Beispielsweise basieren die Ergebnisse ausschließlich auf Selbstauskünften der Teenager. Zudem ist unklar, was in den von den Jugendlichen konsumierten Ecstasy- bzw. Speed-Pillen tatsächlich und in welcher Konzentration enthalten war oder welche Rolle die Häufigkeit und der Kontext des Konsums spielen. Einige dieser Fragen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun in kommenden Studien untersuchen.

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