Abnahme der Merkfähigkeit bei frühem Cannabiskonsum

03.11.2021

Eine Längsschnittstudie legt nahe, dass der frühe Einstieg in den regelmäßigen Cannabiskonsum die verbale Merkfähigkeit von jungen Menschen verschlechtern könnte.

Bild: Wavebreakmedia / istockphoto.com

Wie hieß nochmal die Figur in diesem Film, dessen Titel mir gerade entfallen ist? Solche Dinge kann man schon mal vergessen. Ein schlechtes verbales Gedächtnis kann aber auch Probleme bereiten, beispielsweise beim Lernen für die nächste Klassenarbeit oder Klausur. Einer aktuellen Studie zufolge, verschlechtert sich das verbale Gedächtnis, wenn Jugendliche schon früh anfangen, regelmäßig Cannabis zu konsumieren.

Eine Reihe von Studien hat sich bereits mit der Frage befasst, ob und wie sich der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum auf die Gehirnentwicklung und die kognitiven Leistungen wie die Merkfähigkeit auswirkt. Beispielsweise hatte eine Studie mit Geschwistern Hinweise dafür gefunden, dass das verbale Gedächtnis umso schlechter ausfällt, je früher die Jugendlichen angefangen haben zu kiffen und je intensiver ihr Konsum war. Dennoch ist nicht völlig auszuschließen, dass Defizite in der Merkfähigkeit dem ersten Joint schon vorausgegangen sind. Die Frage nach der Ursache ist daher nicht eindeutig zu beantworten.

Gedächtnistests vor und nach dem Einstieg in das Kiffen

Eine aktuelle Studie hat nun weitere Belege dafür vorgelegt, dass Cannabis ursächlich die Merkfähigkeit verschlechtern könnte. Ein Forschungsteam um Monica Luciana von der University of Minnesota in den USA hat eine Längsschnittstudie durchgeführt, in der 86 Jugendliche und junge Erwachsene über einen Zeitraum von zehn Jahren begleitet wurden. Alle zwei Jahre wurden die Teilnehmenden zu ihrem Cannabiskonsum befragt und absolvierten Merkfähigkeitstests.

Bei der ersten Befragung hatte noch kein Jugendlicher Erfahrung mit Cannabis. Bei einigen von ihnen änderte sich das über die Dauer der Studie. 47 Teilnehmende fingen an, Cannabis zu konsumieren. 18 von ihnen taten es regelmäßig. 39 Jugendliche und junge Erwachsene blieben über den gesamten Studienzeitraum cannabisabstinent, konsumierten aber Alkohol. Somit konnte das Forschungsteam drei Gruppen miteinander vergleichen.

Die Vorher-Nachher-Analyse offenbarte: Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die regelmäßig angefangen haben zu kiffen, verschlechterte sich die verbale Merkfähigkeit. Bei gelegentlich Kiffenden und jungen Menschen, die nur Alkohol tranken, war dies nicht der Fall. Sowohl die allgemeine Intelligenz als auch der Bildungsgrad der Eltern waren dabei berücksichtigt worden.

Nach Aussagen des Forschungsteams sei ihre Studie die erste, die anhand von Vorher-Nachher-Messungen Hinweise dafür vorgelegt hat, dass sich Cannabis ursächlich auf die verbale Merkfähigkeit auswirkt. Angesichts der eher kleinen Stichprobe sind die Ergebnisse aber noch als vorläufig zu betrachten.

 

Quelle:

Ajmera, N., Collins, P. F., Weiss, H. & Luciana, M. (2021). Initiation of moderately frequent cannabis use in adolescence and young adulthood is associated with declines in verbal learning and memory: A longitudinal comparison of pre- versus post-initiation cognitive performance. Journal of the International Neuropsychological Society, 27, 621-636. https://doi.org/10.1017/S1355617721000631


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