Cannabiskonsum für Jugendliche riskanter als für Erwachsene

08.02.2023

Eine aktuelle Übersichtsarbeit warnt: Kiffen hat bei Jugendlichen schwerwiegendere Auswirkungen auf die psychische Gesundheit als bei Erwachsenen.

Bild: Ole Schwander / istockphoto.com

„Ich bin im Leben nicht vorangekommen, zumindest nicht so wie ich mir das vorgestellt habe“, schreibt Linus* in einem Erfahrungsbericht. Als Linus sich im Beratungsprogramm Quit the Shit angemeldet hat, war er 24 Jahre alt und abhängig von Cannabis. Im Alter von 15 Jahren hat er das erste Mal gekifft. Möglicherweise hat das frühe Einstiegsalter bei Linus zur Abhängigkeitsentwicklung beigetragen. Denn je jünger die Person bei ihrem ersten Konsum von Cannabis ist, umso wahrscheinlicher wird sie abhängig von der Droge.

Das belegen Studien, die ein Forschungsteam aus Kanada in einer aktuellen Übersichtsarbeit zusammengetragen hat. Studienleiter Didier Jutras-Aswad und seinem Team ging es nicht nur um Cannabisabhängigkeit, sondern generell um die psychische Gesundheit und die Frage, ob sich Jugendliche und Erwachsene hinsichtlich der Risiken des Konsums unterscheiden.

Die Forschenden haben 140 Einzelstudien bei ihrer Analyse einbezogen. Neben der erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Cannabisabhängigkeit belegen die Studien auch ein höheres Risiko für eine Psychose, wenn Jugendliche Cannabis konsumieren. Ebenso gibt es Nachweise dafür, dass kiffende Jugendliche mit höherer Wahrscheinlichkeit nikotinabhängig werden als kiffende Erwachsene. Bei Depressionen, Suizidalität und Angststörungen ist die Studienlage nicht ganz so eindeutig. Hier scheint das Alter beim Erstkonsum eine kleinere Rolle zu spielen.

Jugendliche weniger empfänglich für negative Akutwirkungen

Kiffen scheint sich bei Jugendlichen somit insgesamt ungünstiger auf die psychische Gesundheit auszuwirken als bei Erwachsenen. Interessanterweise ist es im akuten Rausch andersherum. Im bekifften Zustand entwickeln Erwachsene eher psychotische Symptome als Jugendliche. Auch reagieren Erwachsene häufiger mit Angstsymptomen, wenn sie Cannabis konsumieren. Jugendliche scheinen somit weniger sensibel zu sein für die negativen Effekte der akuten Cannabiswirkung. Dies könne zur Folge haben, dass sie ihren Konsum auch eher fortsetzen als Erwachsene.

In ihrer Schlussfolgerung betont das Forschungsteam, dass es keine sichere Altersgrenze gibt, ab der Kiffen als risikoarm für die psychische Gesundheit bezeichnet werden könne. Gleichwohl machen sie deutlich, dass das Risiko umso geringer wird, je später eine Person in den Cannabiskonsum einsteigt. Darüber hinaus verweisen Jutras-Aswad und sein Team auf die Empfehlungen zur Schadensminimierung fürs Kiffen, an deren Entwicklung einige Personen aus dem Forschungsteam beteiligt waren.

*Namen geändert

 

Quelle:

Kaur, N., Bastien, G., Gagnon, L., Graham, J., Mongeau-Pérusse, V., Bakouni, H., Morisette, F., Theriault, C., Fischer, B. & Jutras-Awad, D. (2022). Variations of cannabis-related adverse mental health and addiction outcomes across adolescence and adulthood: A scoping review. Front. Psychiatry, 13:973988. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2022.973988


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