Experimenteller Hinweis auf ein erhöhtes Psychose-Risiko durch Cannabis

13.10.2017

Lässt die Ausprägung des Cannabisrauschs Rückschlüsse auf die Psychose-Gefährdung der konsumierenden Person zu? Ein Experiment liefert erste Hinweise.

chaotische Lichtlinien mit Person im Hintergrund

Bild: froodmat / photocase.de

Die Studie war mit 12 Versuchspersonen zwar eher klein, ein Experiment zum Nachweis psychotischer Symptome hat es aber so noch nicht gegeben. Denn bei der Hälfte der Versuchspersonen musste das Forschungsteam von einer erhöhten Psychose-Anfälligkeit ausgehen. Das ist nicht ohne Risiko, da in der Studie Cannabis verabreicht wurde. Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine ohnehin schon gefährdete Person während ihrer Studienteilnahme akut psychotisch wird.

Prodromalsymptome als Studienvoraussetzung

Ein Grund für die kleine Stichprobe war laut Aussagen des Forschungsteams darauf zurückzuführen, dass sie Probleme bei der Rekrutierung der Versuchspersonen hatten. Die Teilnehmenden mussten bei mindestens wöchentlichem Cannabiskonsum nicht nur körperlich gesund sein und durften keine Probleme mit anderen Drogen aufweisen.

Die Hälfte von ihnen musste auch nachweislich so genannte Prodromalsymptome zeigen. So werden bestimmte Anzeichen auf eine sich möglicherweise entwickelnde Psychose bezeichnet. Dennoch durfte keiner der Beteiligten den Wunsch verspüren, aus dem Konsum auszusteigen oder zu reduzieren. Im Experiment wurden somit zwei Gruppen verglichen: Sechs Personen mit erhöhter Psychose-Gefährdung und sechs ohne.

In mehreren Sessions erhielten beide Gruppen jeweils einen Joint, der entweder den Cannabiswirkstoff THC oder wirkstofffreien Cannabis enthielt. Der Konsumvorgang erfolgte nach exakten Vorgaben, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden die gleiche Menge Wirkstoff oder Placebo-Cannabis inhalieren. Die Versuchspersonen wussten nicht, welche Art von Cannabis sie zu rauchen bekamen. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die verspürten Wirkungen tatsächlich auf den Wirkstoff THC zurückgeführt werden können.

Stärkere Paranoia im Rausch

Beide Gruppen fühlten sich nach dem THC-Joint etwa gleich stark bekifft. Im Vergleich zu den Teilnehmenden ohne erhöhte Psychose-Gefährdung verspürten Cannabiskonsumierende mit erhöhtem Psychose-Risiko jedoch stärker solche Symptome, wie sie auch bei einer Psychose auftreten können. So erlebten sie häufiger eine Paranoia, hatten also das unbestimmte oder scheinbar sichere Gefühl, verfolgt oder beobachtet zu werden.

Teilnehmende mit erhöhtem Psychose-Risiko hatten auch mehr Angst im Rausch, erlebten ausgeprägtere visuelle Wahrnehmungsveränderungen, ein stärker verlangsamtes Zeiterleben und hatten generell eher das Gefühl, dass etwas Seltsames mit ihnen passiert. Glücklicherweise sind die Symptome nach Abklingen der Cannabiswirkung aber wieder verschwunden.

Dies sei nach Aussage des Forschungsteam der erste experimentelle Hinweis auf ein stärkeres Auftreten psychotischer Symptome durch Cannabis, wenn die Person gefährdet ist für eine Psychose. Aufgrund der kleinen Stichprobe sind die Ergebnisse aber nur als vorläufig zu betrachten.

Teste dich

Generell gilt: Wer gefährdet ist für eine Psychose, der- oder diejenige sollte besser auf den Konsum von Cannabis verzichten. Eine Gefährdung wird meist dann angenommen, wenn bei den Eltern oder den Geschwistern schon mal eine Psychose aufgetreten ist. Wenn sich Prodromalsymptome bemerkbar machen, sollte ebenfalls von einem erhöhten Psychose-Risiko ausgegangen werden. Prodromalsymptome können mit dem Cannabis Check überprüft werden.


Quelle:
Vadhan, N. P., Corcoran, C. M., Bedi, G., Keilp, J. G. & Haney, M. (2017). Acute effects of smoked marijuana in marijuana smokers at clinical high-risk for psychosis: A preliminary study. Psychiatry Research, 257, 372-374.


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