Herzinfarkt häufiger unter jungen Cannabiskonsumierenden

10.11.2021

Das Risiko eines Herzinfarkts scheint sich für junge Erwachsene mit Cannabiskonsum zu verdoppeln. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie aus den USA.

Bild: David-W- / photocase.de

Atemnot und Schmerzen in der Brust sind typische Anzeichen eines Herzinfarkts. Die Schmerzen können auch in die Arme, den Rücken oder den Bauch ausstrahlen. Betroffene erleben meist Todesangst, sind blass und fahl im Gesicht. Ein Herzinfarkt ist ein akuter Notfall, bei dem jede Minute zählt.

Junge Menschen erkranken selten an einem Herzinfarkt. Aber es kommt vor. Einige Fallstudien legen den Verdacht nahe, dass Cannabiskonsum ein Risikofaktor sein könnte. Ein Forschungsteam aus Kanada hat eine große repräsentative Befragung aus den USA dazu genutzt, den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Herzinfarkt näher unter die Lupe zu nehmen.

Daten von über 33.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren sind in die Analyse eingegangen. Alle Personen wurden dazu befragt, wie oft und in welcher Form sie in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert haben. Zudem wurden sie gefragt, ob ein Arzt, eine Ärztin oder anderes medizinisches Personal ihnen jemals gesagt hat, dass sie einen Herzinfarkt erlitten haben.

Herzinfarktrisiko doppelt so hoch bei Cannabiskonsum

18 Prozent der Befragten gaben an, Cannabis konsumiert zu haben, 71 Prozent konsumierten mehr als viermal im Monat. Von den Cannabiskonsumierenden berichteten 1,3 Prozent von einem Herzinfarkt, also etwas mehr als eine von Hundert Personen. Unter den abstinenten Personen waren es 0,8 Prozent, die schon mal einen Herzinfarkt erlitten hatten.

Nach Einbezug weiterer bekannter Risikofaktoren wie Alkoholkonsum, Tabakrauchen oder Diabetes errechnete das Forschungsteam, dass Cannabiskonsumierende ein doppelt so hohes Risiko wie abstinente Personen haben, an einem Herzinfarkt zu erkranken. Je häufiger der Konsum, desto höher das Risiko.

Der Zusammenhang war vor allem für das Rauchen von Cannabis nachweisbar. Allerdings wiesen die Ergebnisse für das Verdampfen und auch das Essen von Cannabis in die gleiche Richtung. „Dies deutet darauf hin, dass keine Methode des Konsums in dieser Hinsicht sicherer ist als eine andere“, erklärt Karim Ladha, Erstautor der Studie.

Möglicherweise Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskels

Ein Nachteil der Studie ist, dass die zeitliche Abfolge nicht abgefragt wurde. So ist nicht klar, ob der Herzinfarkt tatsächlich nach dem Einstieg in den Cannabiskonsum eintrat. Nach Aussagen des Forschungsteams würden frühere Auswertungen des gleichen Datensatzes aber dafürsprechen, dass dies der Fall ist. Unklar sei zudem, welche Bestandteile im Cannabis das Herzinfarktrisiko erhöhen. Denkbar sei, dass giftige Stoffe, die sich aus der illegalen Produktion ergeben, zum erhöhten Risiko beitragen.

Das Team hält es aber für wahrscheinlich, dass der Cannabiswirkstoff THC zu einer Belastung des Herz-Kreislaufsystems beiträgt. Unter der akuten Wirkung erhöht sich der Herzschlag und in der Folge der Sauerstoffbedarf des Herzmuskels. Gleichzeitig legen Studien nahe, dass sich die Gefäße durch Cannabis zusammenziehen. Auch gibt es Hinweise, dass Blutplättchen durch Cannabinoid-Rezeptoren aktiviert werden, was zu Verklumpungen führt. Die Folge dieser Effekte ist eine Sauerstoffunterversorgung des Herzens. Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkt können die Folge sein.

 

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