Werbung für Alkohol "wirkt" - bei Jugendlichen

13.11.2015

Werbung für alkoholische Getränke darf sich nicht an Jugendliche richten. Einer aktuellen Studie zufolge werden TV-Spots für Alkohol allerdings auch von Jugendlichen wahrgenommen. Dabei zeigt sich ein Zusammenhang mit dem Rauschtrinken.

Junge Frau mit Pandamaske auf Party, im Hintergrund trinkt ein Jugendlicher Schnaps

Bild: niinoo / photocase.com

Überall begegnet uns Werbung. Ob auf Plakaten, an Litfaßsäulen, im Internet, im Kino oder im Fernsehen, aus allen Richtungen werden wir mit bunten Werbebotschaften überschüttet. Alkoholwerbung darf sich in der Europäischen Union allerdings nicht an Jugendliche wenden. Dennoch bleibt es nicht aus, dass auch Jugendliche mit Werbung für alkoholische Getränke konfrontiert werden. Doch was bewirkt Alkoholwerbung bei Jugendlichen? Regt es sie womöglich zum Konsum an?

In einer aktuellen Studie der DAK-Gesundheit und des Forschungsinstituts IFT-Nord wurde dies untersucht. Studienleiter Matthis Morgenstern und sein Team haben rund 1.500 Jugendliche aus drei deutschen Bundesländern in einer Langzeituntersuchung befragt. Keiner der im Schnitt 12 Jahre alten Jugendlichen hatte zu Beginn der Studie Erfahrung mit Rauschtrinken. Zweieinhalb Jahre später wurden die Jugendlichen erneut danach gefragt, ob und wie häufig sie sich schon mal betrunken haben. Das Forschungsteam hat zudem ermittelt, wie häufig die Jugendlichen TV-Werbespots für alkoholische Getränke wahrgenommen haben. Dazu wurden Standbilder von neun ausgewählten Werbespots vorgelegt.

Je mehr Alkoholwerbung, desto häufiger Rauschtrinken

60 Prozent der Jugendlichen hatten Alkoholwerbung schon einmal gesehen. Immerhin sechs Prozent hatten sogar alle vorgelegten Werbespots wiedererkannt. Und die Ergebnisse zum Rauschtrinken wiesen einen klaren Trend auf: Je mehr Kontakt Jugendliche zu Alkoholwerbung hatten, desto wahrscheinlicher war das Rauschtrinken. Bei den Schülerinnen und Schülern mit dem höchsten Werbekontakt lag die Quote für häufiges Rauschtrinken viermal höher als bei Jugendlichen mit dem niedrigsten Werbekontakt.

Denkbar wäre, dass Jugendliche generell viel Werbung sehen und der Zusammenhang mit Alkoholwerbung nur zufällig zustande gekommen ist. Um diesen Effekt zu überprüfen, wurde den Jugendlichen zur Kontrolle auch Werbung für andere Produkte vorgelegt. 74 Prozent der Jugendlichen kannten die Kontrollwerbung, einen Zusammenhang mit dem Rauschtrinken konnte aber nicht festgestellt werden.

Ursächlicher Zusammenhang nicht bewiesen, aber wahrscheinlich

Da der Alkoholkonsum Jugendlicher vermutlich durch viele Faktoren beeinflusst wird, hat das Forschungsteam zudem eine Reihe möglicher „Störvariablen“ in die Berechnungen einbezogen. Darunter war beispielsweise der Alkoholkonsum der Freunde oder der Eltern. Doch auch nach Einbezug einer Reihe von möglichen Faktoren, verblieb ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Kontakthäufigkeit mit Alkoholwerbung und Rauschtrinken.

„Unsere Studie zeigt, dass Alkoholwerbung von Jugendlichen nicht nur wahrgenommen wird“, betont Ralf Kremer von der DAK-Gesundheit. „Die Werbung kann vielmehr als unabhängiger Risikofaktor für die Initiierung des häufigen Rauschtrinkens im Jugendalter angesehen werden.“

Einen kausalen, also ursächlichen Zusammenhang zwischen Alkoholwerbung und Rauschtrinken kann die Studie zwar nicht beweisen, die Tatsache, dass Kontrollwerbung keinen Einfluss hatte, spricht nach Ansicht des Forschungsteams aber für eine kausale Verbindung.

Quellen:

  • Pressemitteilung DAK-Gesundheit (6.10.2015)
  • Morgenstern, M., Isensee, B. & Hanewinkel, R. (2015). Alkoholwerbung und häufiges Rauschtrinken im Jugendalter. Sucht, 61(4), 213-221.

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