Selbstisolation während Corona-Pandemie könnte Cannabiskonsum fördern

11.11.2020

Um Andere zu schützen, haben sich viele Menschen zu Beginn der Corona-Pandemie in Selbstisolation begeben. Cannabiskonsumierende scheinen dabei jedoch verstärkt zum Joint gegriffen zu haben, wie eine Studie aus Kanada nahelegt.

Bild: William Casey / Fotolia.com

#WirBleibenZuhause lautet das Motto seit Beginn der Pandemie. Die Menschen in Deutschland wie auch in anderen Ländern wurden und werden weiterhin dazu aufgefordert, soziale Kontakte zu reduzieren und nach Möglichkeit zuhause zu bleiben. Eine Wiederholungsbefragung aus Kanada hat aufzeigen können, dass soziale Isolation allerdings den Cannabiskonsum fördern könnte.

70 junge Erwachsene im Alter von durchschnittlich 23 Jahren waren an der Studie beteiligt. Die Befragten hatten an einer laufenden Längsschnittstudie zum Drogenkonsum teilgenommen. Etwa vier Monate vor Beginn des Lockdowns wurden die Beteiligten das erste Mal zu ihrem Cannabiskonsum befragt. Ab etwa Mitte März wurden die Menschen in Kanada dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. Die zweite Befragung fand in den Wochen nach dem Ausruf des Lockdowns statt.

20 Prozent mehr Cannabiskonsum in Selbstisolation

Etwa die Hälfte der Befragten ist nach eigenen Angaben dem Aufruf nach Kontaktbeschränkung gefolgt. Ein Vorher-Nachher-Vergleich zeigt auf, dass der Cannabiskonsum in der Phase der Selbstisolation bedeutsam angestiegen ist. Teilnehmende, die zuhause geblieben sind, haben im Schnitt 20 Prozent mehr gekifft als Teilnehmende, die sich nicht isoliert haben.

Eine verstärkte Neigung zum Kiffen zeigten vor allem jene Befragten, die von sich sagen, dass sie Cannabiskonsum benutzen, um mit depressiven Gefühlen fertig zu werden. Allerdings waren es nicht ausschließlich Kiffer mit Depressionen. Nach Aussagen des Forschungsteams stehe die räumliche Selbstisolation unabhängig von der psychischen Gesundheit mit einem verstärkten Cannabiskonsum in Zusammenhang.

Forschungsteam empfiehlt Hilfen zur Konsumreduktion

Angesichts aktuell steigender Infektionszahlen wird es nach Einschätzung des Forschungsteams vermutlich weitere Empfehlungen zur Kontaktvermeidung geben. Da das Rauchen von Cannabis die Atemwege schädigen und dadurch das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöhen könnte, solle Konsumierenden verstärkt Hilfen zur Reduzierung des Cannabiskonsums angeboten werden. So könnte die Coronakrise auch als Chance genutzt werden, auf Cannabis zu verzichten.

 

Quelle:

Bartel, S. J., Sherry, S. B. & Steward, S. H. (2020). Self-isolation: A significant contributor to cannabis use during the COVID-19 pandemic. Substance Abuse, https://doi.org/10.1080/08897077.2020.1823550.


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